Bestand
Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Auf der Grundlage der neuen Gemeinschaftsaufgabe Bildungsplanung in
Artikel 91 b des Grundgesetzes schlossen Bund und Länder am 25. Juni
1970 ein Verwaltungsabkommen über die Errichtung einer gemeinsamen
Kommission für Bildungsplanung (BLK-Abkommen) als ständiges
Gesprächsforum sowie Planungs- und Beratungsgremium für alle Bund und
Länder gemeinsam berührenden Fragen des Bildungswesens. Laut Abkommen
hatte die BLK die Aufgabe, einen langfristigen Rahmenplan für das
gesamte Bildungswesen einschließlich Teilplänen und
Finanzierungsvorschlägen zu erarbeiten. Das ursprünglich Abkommen
wurde in der Folgezeit durch zwei Rahmenvereinbarungen zwischen Bund
und Ländern erweitert:
- die Rahmenvereinbarung
zur koordinierten Vorbereitung, Durchführung und wissenschaftlichen
Begleitung von Modellversuchen im Bildungswesen vom 7. Mai 1971
(Rahmenvereinbarung Modellversuche) sowie
- die
Rahmenvereinbarung über die gemeinsame Förderung der Forschung vom 28.
November 1975 (Rahmenvereinbarung Forschungsförderung). Speziell
dieser Aufgabenerweiterung zufolge änderte die BLK ihre Bezeichnung
mit Wirkung vom 5. April 1976 in "Bund-Länder-Kommission für
Bildungsplanung und Forschungsförderung".
Die
Geschäftsstelle der BLK hatte ihren Sitz in Bonn. Sie war beim
Bundespräsidialamt eingerichtet und wurde vom Bund getragen.
Oberstes Beratungs- und Beschlussgremium der BLK war
die Kommission, bestehend aus Regierungsvertretern von Bund und
Ländern. Ergebnisse der Kommissionsberatungen wurden in der BLK-Reihe
"Materialien zur Bildungsplanung und zur Forschungsförderung"
veröffentlicht.
Zur Vorbereitung ihrer
Beschlüsse setzte die Kommission Ausschüsse ein. Von den anfangs vier
Ausschüssen (Bildungsgesamtplan, Bildungsbudget, Innovationen im
Bildungswesen und Forschungsförderung) bestanden ab 1983 noch
zwei:
- der Ausschuss "Forschungsförderung"
und
- der Ausschuss "Bildungsplanung" mit der
Projektgruppe "Innovationen im Bildungswesen" (für den Arbeitsbereich
Modellversuche), der Redaktionskonferenz "Studien- und Berufswahl" und
dem Fachbeirat Online-Informationssystem "Studien- und
Berufswahl".
Hintergrund dieser Verkleinerung,
die den starken Bedeutungsverlust der BLK symbolisierte, war 1982 die
Vorlage des Zweiten Gesamtbildungsplans für den Zeitraum bis 1995
gewesen. Dieser Plan war von der Finanzministerkonferenz als nicht
finanzierbar abgelehnt worden.
Beiden
Ausschüssen war der Arbeitskreis "Förderung von Frauen in der
Wissenschaft" zugeordnet.
Die Ausschüsse
wiederum setzten ständige Arbeitsgruppen und Arbeitskreise ein sowie
von Fall zu Fall ad-hoc-Gruppen zur Bearbeitung zeitlich begrenzter
Aufgaben.
1973 konnte die BLK einen
"Bildungsgesamtplan" bis zum Jahr 1985 vorlegen, verbunden jedoch mit
zahlreichen Sondervoten einzelner Bundesländer. Eine Fortschreibung
gelang wegen zunehmender politischer Differenzen nicht.
In Folge der deutschen Einigung und der Eingliederung
der neuen Bundesländer gewann die BLK noch einmal an Bedeutung.
Mit der Föderalismusreform zum 1. September 2006
entfiel die bisherige Gemeinschaftsaufgabe Bildungsplanung. Die BLK
beendete ihre Tätigkeit zum 31.12.2007.
Nachfolger der BLK ab 1. Januar 2008 ist die mit
Verwaltungsabkommen zwischen Bund und Ländern vom 19. September 2007
errichtete Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK). Deren
Rechtsgrundlagen sind Art. 91b (neu) GG in Verbindung mit dem
GWK-Abkommen und der Rahmenvereinbarung Forschungsförderung. Die
bisherige Gemeinschaftsaufgabe Forschungsförderung wurde darin neu
definiert.
Die Bonner Geschäftsstelle der BLK
wurde am selben Ort als Büro der GWK übernommen.
Bearbeitungshinweis: Die 2008 an
das Bundesarchiv abgegebenen 1000 AE aus dem Bereich Bildungsplanung
sind bewertet und erschlossen. Es handelt sich um einen
abgeschlossenen Bestand, da die Bildungsplanung mit der
Föderalismusreform von 2006 als Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe
weggefallen ist. In der Neufassung des Art. 91 b GG werden Bund und
Länder ermächtigt, auf Grund von Vereinbarungen zur Feststellung der
Leistungsfähigkeit des Bildungswesens im internationalen Vergleich und
bei diesbezüglichen Berichten und Empfehlungen zusammen zu arbeiten.
Für die Erledigung dieser Aufgabe wurde zum 1. Januar 2008 die
Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) gegründet. Zumindest für den
Bereich Forschungsförderung ist sie als Nachfolgeeinrichtung der BLK
zu verstehen.
Bestandsbeschreibung: Der
Bestand setzt sich zusammen aus Gremienschriftgut. Die Arbeit der BLK
in ihren verschiedenen Ausschüssen, Arbeitsgruppen, Arbeitskreisen,
Ad-hoc-Gruppen usw. bestimmt die Aktenführung. Ein Aktenplan (Stand
18.12.2007) nennt die einzelnen Gremien und ihre Laufzeit. Für den
Bestand liegt ein abgeschlossenes Findbuch mit 264 AE vor.
Inhaltliche Charakterisierung:
Die vorhandene Überlieferung setzt sich zusammen aus Gremienschriftgut
mit einer Laufzeit von 1970 bis 2007.
Die
Arbeit der BLK in ihren verschiedenen Ausschüssen, Arbeitsgruppen,
Arbeitskreisen, Ad-hoc-Gruppen usw. bestimmt die Struktur des
Bestandes. In ähnlich wiederkehrender Weise unterteilt sich das
Schriftgut der Gremien in Sitzungen (Einladungen, Protokolle, von der
BLK als „Drucksachen" bezeichnet), sogenannte „Mitgliederschreiben"
(Informationen an die Mitglieder des jeweiligen Gremiums), „Briefe" an
die Gremienmitglieder (Beratungsunterlagen zur Vorbereitung der
Sitzungen) und „Allgemeine Korrespondenz", die keiner der vorgenannten
Kategorien ohne weiteres zuzuordnen ist. Diese formale Strukturierung
des BLK-Schriftguts wurde bei der Erschließung und Klassifikation aus
arbeitsökonomischen Gründen übernommen.
Inhaltliche Bezüge ergeben sich aus der Bezeichnung der
jeweiligen Arbeitsgruppe.
Die Ordnung des
Bestandes folgt chronologisch und sachlich den jeweils bestehenden
Ausschüssen und ihren Untergliederungen.
Das
Schriftgut der Gremien wird oft bis ins Detail, d. h. bis auf die
Ebene des Einzeldokuments erschlossen durch die von der
BLK-Geschäftsstelle erstellten „Nummernregister" (i. e.
Inhaltsverzeichnisse in chronologischer Reihenfolge), die sich in den
Akten befinden. Diese tagebuchähnlichen Listen sind bei der Recherche
nach einzelnen (Sitzungs-) Dokumenten hilfreich, sie zeigen jedoch
keine sachthematischen Zusammenhänge.
Arbeitsschwerpunkte der BLK lassen sich nachvollziehen z. B. in
den Bereichen Modellversuche im Schul- und Hochschulwesen, Hochschul-
und Wissenschafts-programme, Fernstudien und Multimedia in der
Hochschule, Beschäftigungssystem und Arbeitsmarkt, berufliche Bildung,
Weiterbildung, Lehrer-, Schüler-, Akademiker-planung, Förderung
einzelner Gruppen (Frauen, Ausländer…) u. a.
Vorarchivische Ordnung: Nach
Beendigung ihrer Tätigkeit zum 1 Januar 2008 hat die BLK im Sommer
desselben Jahres ca. 1000 AE aus ihrem infolge der Föderalismusreform
weggefallenen Aufgabenbereich der Bildungsplanung an das Bundesarchiv
abgegeben. Es handelt sich um Gremienschriftgut, das vornehmlich in
Arbeitskreisen und Ausschüssen entstanden ist. In den Arbeitskreisen
und Arbeitsgruppen wurden die Entwürfe für die Beschlüsse der BLK
erarbeitet. Von der Kommission, dem obersten Beratungsgremium, ist
nichts abgegeben worden. Die Geschäftsstelle in Bonn nahm die
organisatorischen und verwaltungstechnischen Aufgaben wahr und
unterstand dem Vorsitzenden der Kommission.
Umfang, Erläuterung: 717 AE;
Bislang als archivwürdig bewertet: 715 AE (Stand: 11/2015)
Zitierweise: BArch B
455/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch B 455
- Umfang
-
717 Aufbewahrungseinheiten
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Bundesrepublik Deutschland mit westalliierten Besatzungszonen (1945 ff) >> Bundesrepublik Deutschland (1949 ff) >> Bildung, Wissenschaft, Forschung
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv: Bundespräsidialamt (B 122)
Bundesministerium für Bildung und Forschung (B 138)
Deutscher Ausschuss für das Erziehungs- und Bildungswesen, 1953-1965 (B 154)
Deutscher Bildungsrat, 1965-1975 (B 251)
Amtliche Druckschriften: BD 185: Bildungsplanung, Modellversuche
Literatur: - Klaus Hüfner, Jens Naumann, Helmut Köhler, Gottfried Pfeffer: Hochkonjunktur und Flaute.
Bildungspolitik in der Bundesrepublik Deutschland 1967-1980, Stuttgart 1986
- Das Bildungswesen in der Bundesrepublik Deutschland. Bericht des Max-Planck-Instituts
für Bildungsforschung, hrsg. von Kai S. Cortina, Jürgen Baumert, Achim Leschinsky, Karl Ulrich Mayer,
Luitgard Trommer, Reinbek b. Hamburg 2008 (2)
- BLK: Bildungsgesamtplan, 2 Bände, Stuttgart 1973
- BLK: Informationen über die BLK, Bonn 1976
- K. S. Poeppelt: Zum Bildungsgesamtplan der BLK. Die Einfügung des Art. 91b in das GG
und der Prozess der Bildungsplanung (...) in der BLK, Weinheim 1978
- Provenienz
-
Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK), 1970-2006
- Bestandslaufzeit
-
1970 - 2006
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK), 1970-2006
Entstanden
- 1970 - 2006