Archivalie
Ich und das Bhs Was will ich?...
Datierung nachträglich mit Bleistift: 1922?
Transkription: Ich u das Bhs Was will ich? Einen Malerstil erfassen der jenseits von Mode u ästhetischer Form eine Notwendigkeit bedeutet, die sich neben der Zwecknotwendigkeit von Nutzgegenständen u Maschinen behauptet. Eine Maschine das Konstrukt des Ingenieurs ist einem Kunstwerk von heute überlegen in bezug auf Form weil dies entweder verlogen oder auf vergänglichen schönen Schein gegründet ist. Dieser Stil ist also notwendig ethischer Natur, Darstellung des Lebensstils "zur Hebung des Selbstbewußtseins"! Dies will ich in selbständigen Werken die aber natürlich ihre entsprechende Umgebung vorzüglich die Architektur fordern, gestalten. Das Kunstgewerbe schaffe die Formen die zu den Bildern die entsprechende Ergänzung sind d.h. daraus in ihrer Zwecknotwendigkeit hervorgehen. Jedenfalls: die Figur, die Gestaltung des Lebensinhaltes muß vorauß gehen. Ich glaube nicht an das Handwerk. Das Handwerk des Mittelalters stellen wir nicht wieder her, sowenig wie die Kunst des Mittelalters, auch nicht relativ in entsprechend modernem Sinn. Es ist überholt durch die ganze moderne Entwicklung. Handwerkliches Kunstgewerbe im Zeitalter der Maschine u Technik wird Ware für die Reichen, ohne die breite Basis von ehedem u Wurzel im Volk. Das Handwerk von ehedem macht heute die Industrie oder sie wird es machen nach ihrer ganzen Entwicklung: typisierte, solide, materialechte Gebrauchsgegenstände. [Randnotiz: Wandmalerei [...]? u einst] Ebenso ist es mit der Baukunst. Die Kühnheiten u Neuerungen entspringen aus den technischen Errungenschaften: (Grandioses Beispiel: das Landhaus von Wright.) Diese Entwicklungen nehmen ihren selbstverständlichen Verlauf aus dem Geist der Sachlichkeit heraus ohne große künstlerische Ambition. Die bildende Kunst, wenn sie nicht dahin kommt aus einem groß- artigen Pantheismus heraus auf ihre Manifestationen überhaupt zu verzichten, hat dann noch immer die schöne Aufgabe den Bedürfnissen der Sache zu dienen. Sie wird jenseits des nur ästhetisch - schönen naturgemäß Ethisch-Kultisch sein, wobei auch sie sich moderner Mittel bedienen wird als wie etwa der Ölfarbe zur Zeit van Eyks. Ich glaube nicht an das Handwerk wie wir es am Bauhaus treiben, sowenig wie an eine Baukunst die daraus herausgehen soll. Beides ist zum Dilletantismus verurteilt, verurteilt "zur romantischen Insel" - ein totgeborenes Kind seiner Zeit. Es ist auch nicht getan mit dem "[...] mit der Industrie" ein hineinsteigen und in ihr Aufgehen wäre nötig. Das kann aber unsere Sache nicht sein, wir müßten dem Bhs den Rücken kehren.
- Sammlung
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Archiv Oskar Schlemmer
- Inventarnummer
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AOS 2016/1189
- Material/Technik
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Papier; Tinte
- Ereignis
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Herstellung
- (wer)
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Oskar Schlemmer (04.09.1888 - 13.04.1943)
- Provenienz
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Abschrift vorhanden; Kasten 2 Mappe Abschriften und Ordner 1920-1926
- Rechteinformation
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Staatsgalerie Stuttgart
- Letzte Aktualisierung
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28.03.2025, 12:10 MEZ
Datenpartner
Staatsgalerie Stuttgart. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Archivalie
Beteiligte
- Oskar Schlemmer (04.09.1888 - 13.04.1943)