Bestand
SED-Bezirksleitung Dresden (Bestand)
Geschichte: Nachdem die II. Parteikonferenz der SED vom 09. bis 12.07.1952 die Weichen zur Abschaffung der Länderstrukturen bereits gestellt hatte, beschloss die Volkskammer der DDR am 23.07.1952 das "Gesetz über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe in den Ländern der Deutschen Demokratischen Republik". Das Land Sachsen hörte damit faktisch auf zu existieren und die Landesparteiorganisation wurde zum 01.08.1952 gemäß Politbürobeschluss aufgelöst. Entsprechend der veränderten administrativ-territorialen Verwaltungsgliederung traten auf dem bisherigen Territorium des Landes Sachsen mit leicht veränderten Bezirksgrenzen die drei neu gebildeten Bezirksparteiorganisationen der SED Dresden, Chemnitz / Karl-Marx-Stadt und Leipzig an die Stelle der Landesparteiorganisation. Mit dieser Neugliederung sollte den organisatorischen Anforderungen beim Aufbau der Grundlagen des Sozialismus Rechnung getragen werden. Die Bildung der Bezirksparteiorganisation Dresden dauerte bis zum Abschluss der Bezirks- und Kreisdelegiertenkonferenzen im Herbst 1952. Zuvor hatten die zukünftigen 1. und 2. Sekretäre sowie der Vorsitzende des Rates des Bezirkes ein für den Aufbau des Parteiapparats zuständiges Organisationsbüro eingerichtet. Die 1. Bezirksdelegiertenkonferenz tagte am 11./12.10.1952 und wählte die Mitglieder der neuen Bezirksleitung, die zwischen den Konferenzen die Arbeit der Bezirksparteiorganisation zu leiten hatte. Auf ihrer ersten konstituierenden Sitzung am gleichen Tag wählte die Bezirksleitung den zuvor vom Politbüro bestätigten Johannes (Hans) Rießner zu ihrem 1. Sekretär. Dem Sekretariat als einflussreichstem Führungsgremium auf Bezirksebene gehörten entsprechend den vom ZK vorgegebenen Strukturplänen zunächst sieben Mitglieder an: sechs hauptamtliche Sekretäre und der Vorsitzende des Rates des Bezirkes.
Im Ergebnis des IV. Parteitages 1954 und der dort verabschiedeten Statutenänderung
kam es in Angleichung an die Struktur auf zentraler Ebene zur Umwandlung der Sekretariate der Bezirksleitungen und Kreisleitungen in "Büros" mit erweitertem Teilnehmerkreis, die alle bedeutsamen Fragen des Territoriums entschieden und in dieser Form bis 1963 bestanden. Von den Büromitgliedern eingesetzte Sekretariate hatten für die Vorbereitung und Umsetzung der Bürobeschlüsse zu sorgen. Die im Zusammenhang mit dem VI. Parteitag 1963 eingeleitete Wirtschaftsreform und der damit verbundene Übergang zur Leitung nach dem Produktionsprinzip führte zu einer erneuten Umstrukturierung der Parteiapparate. Während das nunmehr verkleinerte Sekretariat zwischen den Tagungen der Bezirksleitung für die Leitung der Gesamtheit der politischen Arbeit und die allseitige Durchführung der Beschlüsse des ZK verantwortlich blieb, wurden für wenige Jahre zur Führung der Parteiarbeit in der Industrie und im Bauwesen bzw. in der Landwirtschaft das Büro für Industrie und Bauwesen, ein Büro für Landwirtschaft sowie zur Koordinierung der ideologischen Arbeit die Ideologische Kommission neu geschaffen. Diese neuen Gremien avancierten kurzzeitig zu den eigentlichen Führungsorganen und waren darüber hinaus für die Anleitung und Kontrolle der der Bezirksleitung direkt unterstellten Grundorganisationen verantwortlich. Machtpolitische Erwägungen und der von der UdSSR ausgehende allgemeine Kurswechsel sorgten 1965 für die Auflösung der Büros und die Rückkehr zu den traditionellen Strukturen mit dem Sekretariat an der Spitze der Bezirksleitung.
Größe und Zusammensetzung der Bezirksleitung und ihrer Apparate veränderten sich im Laufe der 1950er und 1960er Jahre wiederholt. Erst danach erlangten diese eine Konstanz, die bis zu ihrem Ende 1989 andauerte. Der hauptamtlich besetzte Apparat der Bezirksleitung mit ca. 200 bis 250 Mitarbeitern gliederte sich in Abteilungen und Sektoren sowie eine Reihe ständiger Kommissionen, u. a. Bezirksparteikontrollkommission, Frauenkommission, Kommission Jugend und Sport. Weiter existierten zeitweilige Kommissionen, die bei Bedarf durch zusätzliche Arbeitsgruppen und den Einsatz von Instrukteuren ergänzt wurden. Zur politischen Qualifizierung ihrer Kader unterstanden der Bezirksleitung eigene Bildungseinrichtungen; neben der Bezirksparteischule Georg Wolff Sonderschulen in Moritzburg und Ottendorf. Dem Sekretariat als eigentlichem Machtzentrum gehörten der 1. und 2. Sekretär, die Sekretäre für Wirtschaft, Landwirtschaft, Agitation / Propaganda sowie für Wissenschaft / Volksbildung / Kultur an. Weitere Mitglieder ohne den Status eines Sekretärs waren der Vorsitzende der Bezirksparteikontrollkommission der SED, der 1. Sekretär der SED-Stadtleitung Dresden, der Vorsitzende des Rates des Bezirkes Dresden und der Vorsitzende der Bezirksplankommission sowie die Vorsitzenden des FDGB-Bezirksvorstandes und der 1. Sekretär der FDJ-Bezirksleitung. Alle wichtigen Entscheidungen und Beschlüsse der Staatsorgane sowie des Bezirkstags als Volksvertretung mussten zuvor das Sekretariat der Bezirksleitung der SED passiert haben. Der 1. Sekretär hatte dabei stets eine besonders herausgehobene Stellung mit der Möglichkeit des direkten Zugangs zum Generalsekretär der SED inne. Lediglich der Nachfolger von Hans Rießner (1952 bis 1957) in dieser Funktion, Fritz Reuter (1957 bis 1960), gehörte nicht dem ZK der SED an. Seine Nachfolger Werner Krolikowski (1960 bis 1973) und Hans Modrow (1973 bis 1989) avancierten in ihrer Parteilaufbahn zu Mitgliedern des Politbüros und Modrow Ende 1989 schließlich sogar zum Ministerpräsidenten der DDR. Modrows Nachfolger Hans-Joachim Hahn gelangte im November 1989 an die Spitze der Dresdner Bezirksparteiorganisation, die nach dem Sonderparteitag der SED im Dezember 1989 in Bezirksvorstand Dresden der SED-PDS umbenannt wurde. Propagandistisch begleitet wurde diese Periode durch die Sächsische Zeitung, die seit dem 15.08.1952 bis zum 05.12.1989 Organ der SED-Bezirksleitung Dresden war.
Weitere Angaben siehe 10.1.5 SED
Inhalt: Bezirksdelegiertenkonferenzen.- Sitzungen und Konferenzen der Bezirksleitung.- Parteiaktivtagungen und Funktionärskonferenzen.- Sekretariatssitzungen.- Bürositzungen.- Berichte, Einschätzungen und Analysen der Führungstätigkeit der Bezirksleitung.- Bezirksparteikontrollkommission.- Parteiorgane.- Wirtschaftspolitik.- Landwirtschaft und Nahrungsgüterwirtschaft.- Agitation und Propaganda.- Wissenschaft, Volksbildung und Kultur.- Bezirksparteischule.- Kommission zur Erforschung der Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung.- Parteibeziehungen / Westarbeit.- Kaderfragen.- Sicherheit.- Staat und Recht.- Sorbenfragen.- Kirchenfragen.- Befreundete Organisationen.- Jugend und Sport.- Frauenpolitik.- Internationale Verbindungen.- Gesundheitswesen.- Büro des Sekretariats.- Finanzabteilung und Geschäftsabteilung.- Parteiorganisation des Apparates der Bezirksleitung.- Bezirksrevisionskommission.
- Bestandssignatur
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Sächsisches Staatsarchiv, 11857
- Umfang
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274,90 (nur lfm)
- Kontext
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Sächsisches Staatsarchiv (Beständegliederung) >> 10. Parteien, Organisationen und Verbände >> 10.01 Parteien >> 10.01.05 SED >> 10.01.05.02 Bezirks- und Gebietsleitungen
- Bestandslaufzeit
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1952 - 1989
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rechteinformation
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Es gilt die Sächsische Archivbenutzungsverordnung vom 8. September 2022 (SächsGVBl. S. 526).
- Letzte Aktualisierung
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27.11.2023, 08:58 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1952 - 1989