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Frau in Trauer (Antigone)
Die kleine Studie »Frau in Trauer (Antigone)« malte Feuerbach, wie überzeugend von Jürgen Ecker im Werkverzeichnis (München 1991, S. 75) dargelegt wurde, in Bezug auf den Tod des von ihm tief verehrten Felix Mendelssohn Bartholdy am 4. November 1847. An die Mutter schrieb er: »Ich begreife jetzt noch nicht, wie ein solcher Mensch sterben kann, ich war ganz erstarrt; ich bin stolz auf das liebreiche Interesse, das er an mir nahm, die Komposition, die er gesehen, soll über mein Bett kommen. – Den 5ten höre ich seine Antigone mit dem Bachuschor, ich will ihn auch seiner würdig komponieren« (A. Feuerbach, Briefe an seine Mutter, Berlin 1911, Bd. 1, S. 156). Mendelssohn Bartholdys Oratorium für Männerchor und Orchester zur »Antigone« des Sophokles in der Übersetzung durch Friedrich Hölderlin und in der Bühnenbearbeitung von Ludwig Tieck war zu dieser Zeit überaus populär. Selbst während der Beerdigungszeremonie für Mendelssohn Bartholdy wurde die Einleitungsmusik aus »Antigone« gespielt. Auf den Sprechgesang zwischen Chor und Antigone im vierten Aufzug des Oratoriums wohl nimmt Feuerbach mit seinem Erinnerungsbild Bezug. Chor: »Da zur Kammer, die alle bettet, ich / Dort sehe Antigone schreiten.« Antigone: »Seht mich, o ihr / Des väterlichen Landes Bürger, / Den letzten Weg / Gehen und das letzte Licht / Schauen der Sonne, […]« und wieder der Chor: »Doch gehst du ruhmvoll so und mit Lob / In diese Kammer der Toten! / Dich schlugen verzehrende Krankheiten nicht / Noch empfingst du das Handgeld der Schwerter, / Sondern nach eigenem Gesetz / Gehst lebend du / Als einzige unter den Sterblichen / Hinab in das Reich der Toten!« Die klar komponierte Studie gelangte in den Besitz des Kunsthistorikers Conrad Fiedler, der die Deutschrömer, insbesondere Hans von Marées und Adolf Hildebrand, früh ideell und finanziell unterstützte. Vermutlich begründete das kleine Bild, das seine besondere Aura aus der Farbgebung bezieht – den beiden schwarz- bzw. weißgekleideten Frauen unter einem grünlichen Himmel, vor der von den letzten Sonnenstrahlen beleuchteten Wand der Grabkammer –, die Beziehung zwischen Feuerbach und dem Sammler Fiedler. Mit der Witwe kam das Bild dann an den Münchner Dirigenten Hermann Levi. | Angelika Wesenberg
- Standort
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Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin
- Inventarnummer
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A I 758
- Maße
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Rahmenmaß: 40,5 x 32 x 4,5 cm
Höhe x Breite: 29,5 x 22,5 cm
- Material/Technik
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Öl auf Karton
- Ereignis
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Erwerb
- (Beschreibung)
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1902 Vorlaß der Mary Levi (spätere Balling), München und Partenkirchen, aus der Sammlung ihres verstorbenen Ehemanns Conrad Fiedler; 1919 endgültige Übergabe nach dem Tod der Stifterin
- Ereignis
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Herstellung
- (wann)
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1847
- Letzte Aktualisierung
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08.08.2023, 11:02 MESZ
Datenpartner
Alte Nationalgalerie. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bild
Beteiligte
Entstanden
- 1847