Bestand
Grafschaft Rochefort (Bestand)
Einführung: Die Grafschaft Rochefort gelangte im 17. Jahrhundert über Graf Ludwig von Stolberg-Königstein in den Besitz der Grafen von Löwenstein-Wertheim. Graf Ludwig von Stolberg-Königstein fielen zeit seines Lebens immer wieder reiche Erbschaften zu. Zunächst erbte er als Universalerbe seines Onkels mütterlicherseits, Graf Eberhard IV. von Königstein-Eppstein, 1535 dessen sämtliche Herrschaften und Besitzungen. Außerdem war Ludwigs Großmutter mütterlicherseits eine geborene Luise von der Mark-Rochefort; als 1544 Graf Ludwig III. von der Mark-Rochefort ohne männlichen Erben verstarb, erbte Graf Ludwig auch noch die Grafschaft Rochefort. Als 1556 Graf Ludwigs Schwiegersohn Michael III. von Wertheim überraschend starb, wurde Ludwig im selben Jahr auch noch mit den Reichslehen der Grafschaft Wertheim belehnt. Als Ludwig 1574 starb, war also ein reiches Erbe zu verteilen. Bereits 1548 hatte Ludwig, der zwar drei Töchter aber keinen männlichen Erben besaß, mit seinen Brüdern Albrecht, Georg und Christoph eine Erbeinigung aufgesetzt. Seine Brüder sollten die Grafschaft Stolberg-Königstein und die Grafschaft Rochefort erben. Ludwigs Töchter sollten dafür aber mit Geld abgefunden werden. Da diese Einigung nach dem Tod Ludwigs aber nicht eingehalten wurde, nahmen seine Schwiegersöhne schließlich Rochefort in Besitz. 1575 erreichten die Schwiegersöhne, Graf Ludwig III. von Löwenstein, Graf Philipp von Eberstein und Graf Dietrich VI. von Manderscheid, auch die Belehnung mit den Herrschaften in Rochefort durch den Bischof von Lüttich und den Herzog von Luxemburg, was von den Stolbergs nicht widerspruchlos hingenommen wurde; die Folge war ein Rechtstreit, der sich bis 1755 hinzog um dann schließlich mit einem Vergleich beigelegt zu werden. In der Zwischenzeit war sowohl die Grafschaft Wertheim, als auch die Grafschaft Rochefort über Ludwigs Schwiegersohn Graf Ludwig III. von Löwenstein, verheiratet mit Ludwigs jüngster Tochter Anna in den Besitz der Grafen von Löwenstein gelangt. Ludwig III., der sich sei seitdem Löwenstein-Wertheim nannte, vererbte die Herrrschaftsanteile in Rochefort, Montaigu, Herbimont und Neufchateau 1611 wiederum an seine jüngsten Söhne Wolfgang Ernst und Johann Dietrich. Johann Dietrich residierte bereits seit 1608 auch mit Unterbrechungen immer wieder in Rochefort und er übernahm diesen Herrschaftstitel auch in seinen Namen, so dass die von ihm begründete, sogenannte jüngere Linie, seitdem den Namen "Löwenstein-Wertheim-Rochefort" trägt. Nach dem Vergleich von 1755 mussten die Grafen von Löwenstein-Wertheim-Rochefort die Grafschaft Rochefort allerdings an das Haus Stolberg abtreten. Sie behielten lediglich die Herrschaften Chassepierre, Eugnon, Herbimont und ein Drittel der Herrschaft Neufchateau. Titel und Wappenrechte der verlorenen Grafschaft verblieben ihnen allerdings; so dass mit der Erhebung dier Linie in den Fürstenstand 1706 auch die jeweiligen Regenten den Titel Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Rochefort trugen. Mit dem Verlust der linksrheinischen Gebiete 1803 gingen auch die Herrschaften in Rochefort verloren und seitdem trägt die jüngere Linie den Namen Löwenstein-Wertheim-Rosenberg.
Bearbeiterbericht: Der Bestand wurde 2023 im Rahmen eines Projekts der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg neu verzeichnet. Dies war notwendig, da die Titelaufnahmen recht unvollständig, oft fehlerhaft und vor allem für heutige Nutzer auch sehr unverständlich waren. Außerdem fehlten Enthält-Vermerke und Umfangsangaben; die vorhandenen Laufzeiten waren oft fehlerhaft. Deshalb wurden die Titelaufnahmen neu formuliert, wo es sinnvoll und möglich war detaillierte Enthältvermerke angelegt, die Laufzeitangaben, wo nötig, korrigiert und Umfangsangaben gemacht. Im Zuge der Sichtung wurde auch der Inhalt der einzelnen Akten, wenn möglich, chronologisch sortiert. Der Bestand umfasst im Wesentlichen die Überlieferung zu Rochefort bis 1629. Die spätere Überlieferung zu Rochefort findet sich vor allem im Bestand R-Rep. 62 Niederländische Besitzungen. Im Zuge der Neubearbeitung wurde eine Klassifikation erstellt, die sich an der Struktur der Herrschaft und den herrschaftlichen Verwaltungsaufgaben und Rechten orientiert. Es finden sich vor allem Akten zu gräflichen Haus- und Erbsachen, zu den Beziehungen mit den benachbarten Herrschaftsträgern bzw. Lehensgebern, vor allem dem Bischof von Lüttich und dem Herzog von Luxemburg, zur Wirtschaftsführung sowie Verwaltung des Amtes. Bei den Erbsachen finden sich vor allem Unterlagen zum Rechtstreit zwischen den Grafen von Stolberg und den Schwiegersöhnen Graf Ludwigs von Stolberg, zum Verhältnis zwischen den Schwiegersöhnen, so wie zu Auseinandersetzungen mit Wilhelm von Kriechingen wegen seinen Ansprüchen an der Grafschaft Rochefort. Bei den Akten zu den Beziehungen mit verwandten Herrschaftsträgern bzw. Lehensgebern geht es vorrangig um die Belehnungen mit den Herrschaftsanteilen durch Luxemburg und Lüttich und geforderte Vasallendienste. Unter den Klassifikationspunkten Wirtschaftsführung und Amtsverwaltung finden sich vor allem Akten zu den Abgaben, die die Untertanen zu leisten hatten und Besitzungen der Grafen. Zur Amtsverwaltung liegen neben einigen Rechnungen vor allem Korrespondenzen mit den Amtleuten vor. Die Umfänge der einzelnen Verzeichnungseinheiten sind in der Regel in Blatt angegeben. Für die Berechnung der Anzahl an Kopien gilt daher in der Regel: 1 Blatt=2 Seiten. Größere Volumen werden nach ihrer Gesamthöhe in Zentimeter angegeben, Drucksachen, wenn eine entsprechende Zählung vorhanden ist, in Seiten. Die Nummern 31, 40, 62 und 72 sind nicht vergeben (Titel im handschriftlichen Findbuch zu finden) Nr. 20, 32, 46, 46a, 46b, 58, 62, und 76 sind verschollen. Nummern aus denen Urkunden entnommen wurden, sind mit Verweisen versehen worden, die die Herkunftsakten mit den Urkunden verknüpfen, so dass der genetische Zusammenhang erkennbar ist. Nach Abschluss der Bearbeitung umfasst der Bestand jetzt 100 Nummern in 1,0 lfd. Metern. Bronnbach im April 2023 Dr. Anne Christina May
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim, G-Rep. 31
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim (Archivtektonik) >> Gemeinschaftliches Archiv >> Akten
- Indexbegriff Ort
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Rochefort (Grafschaft), 1494-1806, Belgien
- Bestandslaufzeit
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1467-1629
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rechteinformation
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
-
25.03.2024, 13:33 MEZ
Datenpartner
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1467-1629