Bestand

Moderner Fünfkampf e.V. Warendorf (Bestand)

Form und Inhalt: Vorwort
zum Bestand N 66 Moderner Fünfkampf
1. Bestandsgeschichte
Der Moderne Fünfkampf wurde von Baron Pierre de Coubertin ins Leben gerufen. Nach dem Vorbild des antiken Pentathlons sollten die Athleten nicht nur in einer Sportart spezialisiert sein, sondern sich in verschiedenen Disziplinen messen. Er kombinierte die "Kavalier-Sportarten" Reiten, Fechten und Schießen mit den Volkssportarten Laufen und Schwimmen. Bereits im Jahr 1884 trug Coubertin seine Idee dem Internationalen Olympischen Komitee vor, eine Aufnahme des Modernen Fünfkampfs in das Programm der Olympischen Spiele erfolgte jedoch erst 1912.
Durch die verschiedenen Disziplinen war das Training sehr zeitaufwändig, außerdem mussten die Sportler Zugang zu Pferden und die Möglichkeit zum Schießtraining haben. In der Anfangszeit wurde die Sportart hauptsächlich von Offizieren und Polizisten ausgeübt. Durch die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs konnten deutsche Sportler schließlich nicht mehr an den Olympischen Spielen teilnehmen und der Anschluss an die internationale Entwicklung ging verloren. Nach Kriegsende gründete sich Anfang der 1950er Jahre der "Deutsche Ausschuss für Modernen Fünfkampf".
Bei den Olympischen Spielen 1952 und den Weltmeisterschaften 1954 und 1955 blieben sportliche Erfolge der Fünfkämpfer aus. Eine bessere Planung und straffere Organisation sollten Abhilfe schaffen. So wurde am 27.05.1961 in Warendorf im "Hotel im Engel" der "Deutsche Verband für Modernen Fünfkampf" (DVMF) gegründet und als erster Präsident General a.D. Hax gewählt. Die Deutsche Reitschule erklärte sich zu einer intensiven Zusammenarbeit bereit und so waren mit dem Freibad und einem neu errichteten Schießstand in Warendorf ideale Bedingungen für die Ausübung des Modernen Fünfkampfs vorhanden. Zwischen 1960 und 1970 entstanden in den einzelnen Bundesländern weitere Landesverbände.
Bei Länderkämpfen und Weltmeisterschaften konnten die deutschen Fünfkämpfer ihre Leistungen stetig verbessern und erreichten 1965 in Leipzig und 1967 in Jönköping den vierten Platz. Bei der Weltmeisterschaft 1969 in Budapest holte man schließlich die Bronzemedaille, ebenso bei der Weltmeisterschaft 1970 in Warendorf. Im Jahre 1968 begann man mit dem Bau eines Bundes- und Leistungszentrums mit Hallenbad in Warendorf, welches 1972 fertiggestellt wurde. Warendorf war in den folgenden Jahren regelmäßig Austragungsort nationaler und internationaler Wettkämpfe. 1977 wurde erstmalig der "Deutschland-Pokal" durchgeführt, im Jahr 1983 zum zweiten Mal die Weltmeisterschaft. Als kulturelles Ereignis etablierte sich auch der "Ball des Modernen Fünfkampfs".
1980 boykottierten die westlichen Länder die Olympiade in Moskau. Grund war der Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan. Aus Sportlerkreisen gab es Proteste und die Forderung, Sport und Politik nicht zu vermischen. Die im Fünfkampf stets starken Ostblockstaaten boykottierten im Gegenzug die Olympischen Sommerspiele 1984 in Los Angeles. Doch trotz Fehlens der starken Konkurrenz konnte die deutsche Mannschaft keine Medaille erringen. Bundestrainer Rieden brach noch während der Wettkämpfe im Stadion zusammen und wurde mit Verdacht auf eine Herzattacke in ein Krankenhaus eingeliefert.
Eine große Enttäuschung über die Platzierungen fand in negativen Berichterstattungen in der Presse ihren Ausdruck. Bundestrainer Herbert Rieden musste seinen Posten räumen und beim Verbandstag am 13.10.1984 wurde der Warendorfer Präsident Walter Grein nach zwölfjähriger Amtszeit nicht wiedergewählt.
Neuer Präsident wurde Klaus Schormann aus Darmstadt. Nach und nach zog sich der DVMF aus Warendorf zurück. Die Geschäftsstelle verlegte man 1985 schließlich nach Darmstadt. Das Bundesleistungszentrum in Warendorf verlor an Bedeutung, da man dazu überging, Trainingslehrgänge nun dezentral durchzuführen. Damit verlor Warendorf als Zentrum des Modernen Fünfkamps langsam an Bedeutung.
Die Unterlagen des Deutschen Verbandes für Modernen Fünfkampf wurden dem Kreisarchiv Warendorf übergeben. Sie umfassen den Zeitraum von 1951 bis 1998.
2. Bearbeitung des Bestandes
Der Bestand umfasst 354 Archiveinheiten in 56 Kartons. Gut 200 Archiveinheiten waren bereits zu einem früheren Zeitpunkt verzeichnet worden. Von diesen wurden einige nachkassiert, da sie lediglich Reisekostenabrechnungen und Belege enthielten. Im Zwischenarchiv befanden sich weitere unverzeichnete Unterlagen in 80 Aktenordnern.
Die Ordner enthielten zumeist jahresbezogene Sammlungen mit Zeitungsberichten, Fotos, Schriftverkehr des DVMF sowie Unterlagen zu einzelnen Wettkämpfen. Oft existieren zu den Wettkämpfen Mappen der Veranstalter mit generellen Informationen über die Organisation und den zeitlichen Ablauf des Wettkampfes sowie Begleitbroschüren und Listen mit den Endplatzierungen der teilnehmenden Sportler. Auch Materialien wie Buttons, Aufkleber, Aufnäher, Ausweise für Wettkampfteilnehmer, Postkarten und Poster sind vorhanden.
Aufgrund des stark gemischten Inhalts innerhalb der Verzeichnungseinheiten wurde von einer Klassifizierung abgesehen. Dubletten von Veranstaltungsbroschüren und Ergebnislisten wurden kassiert. Ebenso Abrechnungen und Schriftverkehr über Materialbeschaffung und terminliche Absprachen.
Der Bestand gibt einen umfassenden Einblick über die durchgeführten nationalen und internationalen Wettkämpfe und das Abschneiden der einzelnen Athleten. Auch der Ost-West-Konflikt schlägt sich durch den gegenseitigen Boykott der OlympischenSpiele und das Absetzen des ungarischen Fünfkämpfers Rolik nach West-Berlin in den Unterlagen nieder. Durch die Ausrichtung der Weltmeisterschaften 1970 und 1983 und den Bau des Bundesleistungszentrums wird die Bedeutung des Modernen Fünfkampfs in der Stadt Warendorf in den 70er und 80er Jahren dokumentiert.
3. Benutzungshinweise
Der Bestand ist folgendermaßen zu zitieren:
KAW, N 66, Moderner Fünfkampf, Nr. [ ]
Sachverwandte Unterlagen, Literatur im Kreisarchiv Warendorf:
- "Der Moderne Fünfkampf in Warendorf"; Walter Grein In: Geschichte der Stadt Warendorf (Ob War 3)
- Handbuch: Verband Moderner Fünfkampf Nordrhein-Westfalen (Gk 162)
- 27. Weltmeisterschaft Moderner Fünfkampf, Warendorf 3. bis 6. August 1983 (Ob War 307)
- Weltmeisterschaft im Modernen Fünfkampf 1. - 5. August 1970 in Warendorf (Ob War 113)
Warendorf, Februar 2019
Jan Krieft

Reference number of holding
N 066 N 066 Moderner Fünfkampf e.V. Warendorf

Context
Kreisarchiv Warendorf (Archivtektonik)

Date of creation of holding
1949-1998

Other object pages
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Last update
06.03.2025, 6:28 PM CET

Data provider

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1949-1998

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