Bestand
Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (Treuhandanstalt ) (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Der Ministerrat der DDR beschloss am 1. März 1990 die Gründung einer
Anstalt zur treuhänderischen Verwaltung des Volkseigentums, deren
Aufgaben in der Entflechtung der Kombinate und in der Umwandlung der
Nachfolgeeinrichtungen in Kapitalgesellschaften bestand. Das am 17.
Juni 1990 von der Volkskammer beschlossene Treuhandgesetz (Gesetz zur
Privatisierung und Reorganisation des volkseigenen Vermögens in
Verbindung mit dem Einigungsvertrag und dem Staatsvertrag vom 18. Mai
1990 sicherte die Arbeit der Treuhandanstalt über die Vereinigung
hinaus. Die Treuhand übernahm mit dem Ziel der Privatisierung alle bis
dahin noch nicht privatisierten volkseigenen Unternehmen, land- und
forstwirtschaftliche Flächen, das Vermögen der Parteien und
Massenorganisationen der DDR u.a.. Die Treuhandanstalt wurde zum 31.
Dezember 1994 aufgelöst. Die verbliebenen Aufgaben wurden auf
Folgegesellschaften aufgeteilt (Bundesanstalt für vereinigungsbedingte
Sonderaufgaben - BvS, Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH,
Treuhandliegenschaftsgesellschaft bzw. TLG Immobilien GmbH).
Am 1. März 1990 beschloss der Ministerrat der DDR die
Gründung der "Anstalt zur treuhänderischen Verwaltung des
Volkseigentums" (GBl. DDR I S. 107). Sie sollte das Volkseigentum
wahren und verwalten und auf der Grundlage der Vorordnung zur
Umwandlung von volkseigenen Kombinaten, Betrieben und Einrichtungen in
Kapitalgesellschaften vom 1. März 1990 (GBl. DDR I S. 107) die
Kombinaten entflechten und ihre Nachfolgeunternehmen in
Kapitalgesellschaften umwandeln.
Das Gesetz zur
Privatisierung und Reorganisation des volkseigenen Vermögens
(Treuhandgesetz) vom 17. Juni 1990 (GBl. DDR I S. 300), das am 1. Juli
1990 in Kraft trat, schuf die Rechtsgrundlage für die Tätigkeit der
Treuhandanstalt (THA). Sie sollte die unternehmerische Tätigkeit des
Staates durch Privatisierung so rasch und so weit wie möglich
zurückführen, die Wettbewerbsfähigkeit möglichst vieler Unternehmen
herstellen und Arbeitsplätze sichern bzw. neu schaffen sowie Grund und
Boden für wirtschaftliche Zwecke bereitstellen. Das Treuhandgesetz und
die Satzung der THA vom 18. Juli 1990 (GBl. DDR I S. 809) galten nach
dem Einigungsvertrag als partikulares Bundesrecht fort.
Die THA, die zunächst dem Amt des Ministerpräsidenten
unterstellt war, unterlag nach Art. 25 Abs. 1 des Einigungsvertrages
als rechtsfähige bundesunmittelbare Anstalt der Fach- und
Rechtsaufsicht des Bundesministers der Finanzen, der die Fachaufsicht
im Einvernehmen mit dem Bundesminister für Wirtschaft und dem jeweils
zuständigen Bundesminister wahrnahm. Die THA war jedoch nicht nur
nachgeordnete Behörde, sondern auch unternehmerisch tätig mit einem
weiten Bereich eigener Verantwortung.
Die THA
gliederte sich in eine Zentrale in Berlin und 15 Außenstellen (später
Niederlassungen) in den Bezirken der DDR und in Berlin. Die
Zuständigkeit wurde nach Unternehmensgrößenklassen aufgeteilt.
Organe der THA waren der Vorstand und der
Verwaltungsrat. Der Vorstand setzte sich aus dem Präsidenten der THA
und mindestens vier weiteren Vorstandsmitgliedern zusammen. Der
Präsident und die Mitglieder des Vorstandes wurden durch den
Verwaltungsrat berufen und abberufen.
Vorsitzende bzw. Präsidenten und Präsidentinnen der THA:
Peter Moreth: erster Vorsitzender 1. März 1990 - 15.
Juli 1990
Reiner Maria Gohlke, 15. Juli 1990 -
20. August 1990
Detlev Karsten Rohwedder, 1.
September 1990 - 1. April 1990
Birgit Breuel,
13. April 1991 - 31.12.1994
Mitglieder des
Vorstandes der THA:
Hero Brahms, seit 1. Juni
1992 Stellvertreter der Präsidentin
Birgit
Breuel (19. August 1990 bis 13. April 1991)
Horst Föhr
Heinrich Hornef, ab 1. Juni
1992 Vizepräsident
Alexander Koch
Hans Krämer
Wolfram
Krause
Wolf Klinz
Günter
Rexrodt (1. September 1991 bis 31. März 1993)
Klaus Schucht
Klaus-Peter Wild (ab 9.
August 1990)
Nachdem der Kernauftrag der
Treuhandanstalt, die Privatisierung, weitgehend erfüllt war, wurde die
Aufgabenerledigung auf Grundlage des Gesetzes zur abschließenden
Erfüllung der verbliebenen Aufgaben der Treuhandanstalt vom 9. August
1994 (BGBl. I S.2062) zum 1. Januar 1995 neu organisiert:
· die Verwertung und Verwaltung der land- und
forstwirtschaftlichen Flächen übernahm geschäftsbesorgend die BVVG
Bodenverwertungs- und Verwaltungsgesellschaft (Bestand B 460)
· die Verwertung und Verwaltung der sonstigen
Liegenschaften übernahm die TLG Treuhand Liegenschaftsgesellschaft
mbH, die heutige TLG Immobilien GmbH
· die
übrigen Aufgaben verblieben bei der Treuhandanstalt, die in
Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS) umbenannt
wurde.
Die BvS arbeitete ihre Aufgaben, die
hauptsächlich die Bereiche Reprivatisierung, Vertragsmanagement,
Abwicklung, ökologische Altlasten und Verwertung von ehemals
volkseigenen land- und forstwirtschaftlichen Vermögen betrafen, zügig
ab und schloss zum 31. Dezember 2000 ihre letzte Dienststelle. Sie
besteht seitdem nur noch als Rechts- und Vermögensträgerin fort und
besitzt kein eigenes Personal mehr; die verbliebenen Restaufgaben
werden von verschieden Geschäftsbesorgern wahrgenommen. Durch das
Gesetz zur Abwicklung der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte
Sonderaufgaben vom 28. Oktober 2003 (BGBl. I S. 2081) wurden die
bisherigen Organe der BvS, Präsident und Verwaltungsrat, zum 1. Januar
2004 abgeschafft. An ihre Stelle trat ein vom Bundesminister der
Finanzen bestimmter Abwickler. Die Restaufgaben werden bis zur
vollständigen Erledigung oder Übertragung der Vermögenswerte auf den
Bund, Einrichtungen oder Kapitalgesellschaften des Bundes weiterhin
von Dritten geschäftsbesorgend erledigt.
Präsidenten der BvS:
Heinrich Hornef, 1.
Januar 1995 - 31. Dezember 1996
Günther
Himstedt, 1. Januar 1997 - 31. Dezember 2000
Hanns Hinrich Schroeder-Hohenwarth (1. Januar 2001 - 31. Dezember
2003)
Abwickler der BvS:
Manfred Schüler, 1. Januar 2004 - 31. Dezember 2005
Bernd Halstenberg, 1. Januar 2006 - 30. Juni
2008
Bundesanstalt für Immobilienaufgaben,
vertreten durch Dirk Kühnau, Sprecher des Vorstands, oder Elke
Schnurpheil, Direktionsbeauftragte in Berlin, ab 1. Juli
2008
Bestandsbeschreibung:
Bestandsgeschichte
In einer ersten Aktenabgabe
wurden 2006 die Unterlagen der Arbeitsgruppe koordinierte Ermittlungen
der BvS übernommen. Ab Sommer 2010 werden in regelmäßigem Turnus
zunächst die archivwürdigen Akten der THA abgegeben.
Archivische Bewertung und Bearbeitung
Das
Bundesarchiv übernimmt die Akten des Vorstandes, des Verwaltungsrats,
der Büros der Präsidenten, Beauftragten für Grundsatzfragen /
Generalbevollmächtigten und Vorstandsmitglieder sowie in Auswahl der
Abteilungsleitungen und persönlichen Referenten. Die Unterlagen des
Leitungsausschusses, einschl. der Prüfung von Unternehmenskonzepten,
der Arbeitsgruppe Bilanzprüfung, der Task Force besondere
Handelsgesellschaften, der Vertrauensbevollmächtigten, der
Arbeitsgruppe kommerzielle Koordinierung, der Arbeitsgruppe
koordinierte Ermittlungen und der Beauftragten für die Treuhandanstalt
in den Untersuchungsausschüssen des Bundestages sollen ebenfalls dem
Bundesarchiv übergeben werden.
Inhaltliche Charakterisierung:
Arbeitsgruppe koordinierte Ermittlungen der BvS
Erschließungszustand: ca.3000 AE
(unbearbeitet)
Vorarchivische Ordnung:
Sachbearbeiterablage; Grundsätze der Schriftgutverwaltung sind in der
Organisationsanweisung 4.1. Schriftgutverwaltung und
Beteiligungsdokumentation der BvS, letzter Stand: Dez. 2005, geregelt.
Daneben gab es Anweisungen einzelner Arbeitsbereiche für die Anlage
und Strukturierung von Akten.
Zitierweise: BArch B
412/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch B 412
- Umfang
-
35064 Aufbewahrungseinheiten; 1844,8 laufende Meter
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Bundesrepublik Deutschland mit westalliierten Besatzungszonen (1945 ff) >> Bundesrepublik Deutschland (1949 ff) >> Finanzen, Wirtschaft
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv: B 126 Bundesministerium der Finanzen
B 102 Bundesministerium für Wirtschaft
B 460 Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH
B 136 Bundeskanzleramt
NL Schucht
Amtliche Druckschriften: Treuhandanstalt 1990 - 1994. Dokumentation, Berlin 1994
Literatur: Marc Kemmler, Die Entstehung der Treuhandanstalt. Von der Wahrung zur Privatisierung des DDR-Volkseigentums, Frankfurt am Main 1994
Olav Teichert, Die Treuhandanstalt im politischen und wirtschaftlichen Vereinigungsprozeß Deutschlands, Magisterarbeit, Uni-Kassel 2001
Johannes Heß, Unternehmensverkäufe der Treuhandanstalt, Duncker & Humblot GmbH, 1997
Wolfgang Seibel, Verwaltete Illusionen. Die Privatisierung der DDR-Wirtschaft durch die Treuhandanstalt und ihre Nachfolger 1990 - 2000, Campus Verlag 2005
Die Dokumentation Treuhandanstalt 1990 -1994, (15 Bde.) Hrsg. Treuhandanstalt, Berlin 1994
Treuhandanstalt 1990 - 1994. Dokumentation, Berlin 1994.-
Jobst-Friedrich von Unger: Staatliche Kontrolle über die Treuhandanstalt, Berlin 2002
Schnell privatisieren, entschlossen sanieren, behutsam stilllegen. Ein Rückblick auf 13 Jahre Arbeit der Treuhandanstalt und der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben, Berlin ...
- Provenienz
-
Treuhandanstalt/Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (THA/BvS), 1990-
- Bestandslaufzeit
-
1990 -
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- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
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Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Treuhandanstalt/Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (THA/BvS), 1990-
Entstanden
- 1990 -