Akten | Bestand

Gesandtschaft Wien 1 (Bestand)

Vorwort: Die in diesem Bestand vereinigten Akten der kurbayerischen, kurpfälzischen und pfalzbayerischen bzw. königlich-bayerischen Gesandten am Wiener Hof gelangten mit einer Reihe von Abgaben nach München. Während über die Abgaben des 19. und 20. Jahrhunderts (1802, 1808, 1864, 1871, 1877, 1890, 1890/91, 1902, 1915 und 1920) Verzeichnisse vorliegen und die Akten so relativ leicht nahezu vollständig wieder zusammengebracht werden konnten, war die Situation bei den Abgaben des 18. Jahrhunderts ungleich schwieriger. Aus der Registratur des Gesandten Franz Hannibal von Mörmann, der Kurbayern über ein Vierteljahrhundert in Wien vertrat, dürften bereits 1702 - als der Gesandte bei Ausbruch des Spanischen Erbfolgekriegs die Pässe erhielt - und 1726 Teile nach Bayern gekommen sein. Die Korrespondenzen jedenfalls, die 1910/11 aus dem Ow'schen Schlossarchiv in Piesing an das Geheime Staatsarchiv geschenkt wurden, reichen nicht ins letzte Lebensjahrzehnt Mörmanns herauf. Nach Mörmanns Ableben (15.4.1736) wurde dann der größte Teil der Gesandtschaftsregistratur nach München gebracht. Ein kleiner Teil verblieb zunächst noch in Wien, um dem interimistischen Geschäftsträger Franz Joseph Kistler die Fortführung der Verhandlungen Mörmanns zu ermöglichen. Bei Ausbruch des Österreichischen Erbfolgekriegs kamen diese Akten zusammen mit jenen aus der Tätigkeit Kistlers als Reichshofratsagent (1725-1740) und als Vertreter Mörmanns (1726-1730 und 1736-1737) nach München, und zwar ins Äußere Archiv. Nach der Auflösung des Äußeren Archivs wurden diese Akten nach 1800 ans Geheime Staatsarchiv abgegeben. Der schon um 1736/37 nach München verbrachte größere Teil der Gesandtschaftsregistratur Mörmanns hatte ein nicht minder verwickeltes Schicksal. Im Österreichischen Erbfolgekrieg flüchtete der Hofkriegsratsvizepräsident Ignaz Felix Graf von Törring einen Teil dieser Akten zusammen mit jenen über seine eigene Wiener Mission (1717-1723) und Teilen der Münchner Geheimen Ratsregistratur. Nach dem Füssener Frieden (1745) gelangten diese Akten ins Familienarchiv der Törring zu Jettenbach und von dort 1692 als Schenkung an das Geheime Staatsarchiv. Der von Törring in München zurückgelassene Teil der Gesandtschaftsregistratur Mörmanns wurde zunächst der Geheimen Rats-, und nach deren Aufteilung der Geheimen Staatsregistratur angegliedert. Bei der Neuordnung der Geheimen Staatsregistratur im späten 18. Jahrhundert wurden diese Wiener Gesandtschaftsakten teils mit dem Vermerk "Aufsätze" oder "duplicata" gekennzeichnet, teils aber auch zur Ergänzung der Münchner Bestände - wo die erwähnte Aktion Törrings Lücken hinterlassen hatte - herangezogen und mit diesen vermischt (vgl. S. 11-13). Mit der Geheimen Staatsregistratur zusammen wurden diese Akten dann 1799 zum Grundstock des neu errichteten Geheimen Staatsarchivs. Die Akten der kurpfälzischen Gesandten Wiser, Franken, Sickingen und Wachtendonck gelangten zunächst in das Mannheimer Archiv und von dort mit den Aktenausscheidungen für das neuerrichtete Geheime Staatsarchiv 1800/01 nach München. Der Nachlass des kurpfälzischen Konferenzministers Heinrich Anton Beckers von Westerstetten über seine Missionen nach Wien, Berlin und Dresden dagegen muss direkt nach dessen Ableben (Ende 1777 oder Anfang 1778) nach München, und zwar ins Innere Archiv, gelangt sein. Er wurde nämlich 1799 vom Geheimen Hausarchiv an das Geheime Staatsarchiv abgegeben. Den Akten des 19. Jahrhunderts wurden bei der Neubearbeitung die Denkschriften des Gesandten François Gabriel de Bray aus dem Archiv Bray-Irlbach und die Handakten Wredes, Gises und Miegs vom Wiener Kongress bzw. den Wiener Ministerialkonferenzen angefügt, die 1872 vom Ministerium des Äußeren abgegeben, jedoch nicht in das Repertorium "Deutscher Bund" Bd. 1-2 mitaufgenommen worden waren. Die Registratur der Wiener Gesandtschaft zeigte in ihrem Aufbau die auch bei den anderen Gesandtschaften übliche Zweigliedrigkeit: Eine Serie von Gesandtschaftsberichten, - die aus den Korrespondentenserien des 18. Jahrhunderts, als die Gesandten noch mit mehreren Ministern einer Kollegialbehörde und Kollegen auf anderen Gesandtschaftsposten korrespondierten, herausgewachsen ist - und eine Sachaktenregistratur. Die letztere war freilich noch nicht nach Sachgruppen, sondern alphabetisch nach Schlagworten aufgebaut. Dieses System lässt sich schon an den Akten der Kurpfälzer Gesandtschaft aus dem ersten Drittel des 18. Jahrhunderts nachweisen und hatte über ein Jahrhundert Bestand. Erst die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts brachte eine Aufstellung der Akten nach Sachgruppen. Das in den Verzeichnissen der Abgabe 1890/91 fassbare Schema wurde in den folgenden Jahren durch den Wegfall von Aktengruppen infolge der Aussonderung und die Hereinnahme neuer Betreffe modifiziert, ein grundlegender Neuaufbau der Registratur erfolgte bis zum Ersten Weltkrieg jedoch nicht mehr. Die Aktengruppen wurden nur innerhalb der Fächer verschoben und die letzteren neu signiert, wie das folgende Beispiel zeigt: 1890/91 1915/20 Bayerisches Königshaus A/I-II A/I-II Mitglieder des herzoglichen Hauses ---- A/III Österreichisches Kaiserhaus A/III A/IV-V Andere Fürstenhäuser A/IV A/VI Kirche, Religion, Adelssachen A/V A/VII Orden A/VI-VIII A/VIII-XI Ein erster Anfang zu einer Neuordnung der Wiener Gesandtschaftsakten wurde schon vor dem Ersten Weltkrieg gemacht, als man die Neuzugänge nicht mehr an Kasten schwarz anschloss, sondern die Abgaben 1877, 1890/91 und 1902 zu einem eigenen Repertorium zusammenfasste. Dass dabei die Abgaben 1871 und 1890 unberücksichtigt blieben, ist nur aus der noch nachwirkenden Unter-Unterscheidung in vornehmlich "politische" und nur "militär- und finanztechnische" Akten zu erklären. Die Aktenabgaben von 1915 und 1920 ließen diesen Anlauf dann rasch zur Episode werden. Die Neuverzeichnung des gesamten Bestandes wurde vom Bearbeiter - unter Mithilfe der damaligen Archivreferendare Dr. K.O. Ambronn, D. D. Bernd und R. Funke (+) - 1968 begonnen. Die Neuordnung der Akten des ersten, bis 1806 reichenden Abschnittes konnte im Sommer 1970 abgeschlossen werden; der zweite Teil folgte in den Jahren 1970/71. Da die Registraturordnung der Abgabe 1890/91 - die als einzige für eine Neuordnung in Frage gekommen wäre - bei Beginn der Neuverzeichnung schon zerstört war, wurde der Neubearbeitung das von Prof. Dr. Maenner für die Gesandtschaften entworfene Schema zugrunde gelegt. Für die Akten des 18. Jahrhunderts musste es freilich etwas modifiziert werden. Nach Abschluss der Reinschrift wurde in den Jahren 1974/75 das Register erstellt. Dr. Hans Puchta Reihe der Gesandten A. Gesandte am kaiserlichen Hof I. Kurbayern Franz Hannibal von Mörmann 15. 6.1693 - 18./19.11.1712 Resident, 1.7.1715 - 10.12.1726 Gesandter Ignaz Felix Graf von Toerring-Jettenbach 25.10.1717 - Mai 1723 Sondergesandter Ernst von Essig 24.4.1719 - 14.10.1725 (+) Resident Franz Joseph Kistler 28.12.1726 - 30.4.1730 Resident Franz Hannibal von Mörmann 2.4.1730 - 15.4.1736 (+) außerordentlicher Gesandter Franz Joseph Kistler (Reichshofratsagent vom 22.7.1725-20.10.1740) 25.4.1736 - 25.2.1737 Geschäftsträger Maximilian Cajetan Graf von Perusa und Criechingen 1.3.1737 - 22.11.1740 Gesandter Georg Joseph Dietrich von Rosenfeld 16.12.1745 - 13.12.1750 Resident Joseph Franz Graf von Seinsheim 17.7. - 17.8.1748 Sondergesandter Joseph Maria von Neuhaus 26.7.1750 - 1.8.1752 bevollmächtigter Minister Leopold Barth 6.8.1752 - ca. 21.10.1752 Geschäftsträger Johann Joseph Franz Graf von Paumgarten-Frauenstein 1.11.1752 - 18.11.1753 bevollmächtigter Minister Christian Johann August Graf von Königsfeld 1.4.1755 - 29.11.1772 bevollmächtigter Minister Philipp Ernst Mengwein ca. 4.8.1771 - 17.4.1776 Resident Franz Graf von der Wahl 7.3.1773 - 6./8.10.1776 bevollmächtigter Minister Heinrich Joseph von Ritter 28.12.1776 - 30.12.1777 Minister ad interim II. Kurpfalz und Pfalzbayern Franz Melchior von Wiser Juni - Oktober/November 1701 Sondergesandter, 14.1.1702 - 24.5.1702 Sondergesandter Johann Bernhard von Francken 6.5.1720 - 17.4.1728 Minister Karl von Hartmann 17.12.1730 - 3.5.1737 Minister Hermann Arnold von Wachtendonck 8.6.1736 - 10.1.1739 Sondergesandter Heinrich Anton Beckers Frhr. von Westerstetten 7.5.1737 - 20.10.1740 Ministerresident Georg Joseph Dietrich von Rosenfeld 18.1.1746 - ca. 7.4.1747 Resident Georg Ernst Ludwig Graf von Leinigen-Westerburg ca. 8.8.1748 - 15.10.1748 Sondergesandter Heinrich Anton Beckers Frhr. von Westerstetten 2./3.2.1749 - 7.6.1756 bevollmächtigter Minister Franz Karl Ludwig von Hack 9.10.1756 - 4.9.1757 (+) bevollmächtigter Minister Heinrich Joseph von Ritter 16./17.10.1756 - 28.7.1783 Resident, dann Ministerresident und bevollmächtigter Minister Edmund von Brot 30.6.1783 - 13.2.1785 Geschäftsträger Theodor von Hallberg 20.2.1785 - 18.10.1792 (+) bevollmächtigter Minister Jakob Duras 22.11.1792 - 7.12.1793 Geschäftsträger Franz Xaver Reichlin von Meldegg 11./14.12.1793 - 23.12.1797 Minister ohne Charakter, dann bevollmächtigter Minister Klemens Graf von Törring-Seefeld 23./25.2.1795 - 21./22.3.1795 Sondergesandter Anton Wilhelm Graf von Wickenburg, gen. Stechinelli 23.12.1797 - 13.9. (8.10.) 1800 bevollmächtigter Minister Joseph Ludwig Graf von Goldstein 4.3.1798 - 17.7.1801 besonderer Minister mit Aufträgen Joseph Ferdinand Graf von Rheinstein-Tattenbach 22.5.1798 - 11.8.1798 Sondergesandter Klemens Graf von Törring-Seefeld 21.2.1799 - 23.3.1799 Sondergesandter Karl Ernst von Gravenreuth 9.10 - 29.11./3.12.1800 Geschäftsträger, 29.11./3.12.1800 - 16.7.1805 bevollmächtigter Minister III. Königreich Bayern Alois Franz Xaver von Rechberg-Rothenlöwen 25.12.1806 - ca. 17.4.1809 außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Edmund von Stainlein 22.1.1817 - 19.3.1817 bevollmächtigter Minister in Vertretung Rechbergs, 20.3.1817 - 24.2. (9.3.) 1826 außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Karl von Gasser 24.2.1826 - ca. 30.6.1827 Geschäftsträger Franz Gabriel Graf von Bray-Steinburg 8.4.1827 - 16.3. (30.5.) 1832 außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Karl von Gasser 27.5.1832 - 16.3.1833 Geschäftsträger Otto Graf von Bray-Steinburg 30.4.1833 - 14.7.1833 provisorischer Geschäftsträger Karl August von Oberkamp 11.7.1833 - 29.11.1833 Geschäftsträger August von Cetto 11.11.1833 - 29.1. (14.4.) 1835 außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Maximilian Emanuel von Lerchenfeld-Aham 31.12.1834 - 22.2. (13.3.) 1842 außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Ludwig von Wich 13.3.1842 - 30.1.1843 Geschäftsträger Franz Olivier Graf von Jensison-Wallworth 15. (31.)1.1843 - 10. (28.)4.1847 außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Max Graf von Lerchenfeld-Köfering 21.9.1849 - 3.11.1859 (+) außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Ludwig von Wich 3.11.1859 - 21.5.1860 Geschäftsträger Otto Graf von Bray-Steinburg 27.3.1860 - 8.3.1870 außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Friedrich Graf Fugger von Kirchberg-Weissenhorn 8.3.1870 - 20.9.1870 Geschäftsträger Karl von Schrenck 10.9.1870 - 7. (22.)8.1871 außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister in besonderer Sendung Otto Graf von Bray Steinburg 7.8.1871 - 7. (20.)12.1895 außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Klemens von Podewils-Dürnitz 7.12.1895 - 11.8. (11.10.) 1902 außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Karl Graf von Moy 11.10.1902 - 4.1.1903 Geschäftsträger Heinrich Tucher von Simmelsdorf 10.12.1902 - 12.1.1919 außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Friedrich Ackermann 10.1.1919-19.2.1919 außerordentlicher Gesandter B. Gesandte beim Wiener Kongress und den Wiener Konferenzen Karl Philipp Fürst von Wrede ca. 6.10.1814 - ca. 19.4.1815 Kongressbevollmächtigter Alois Franz Xaver Graf von Rechberg-Rothenlöwen 12.4.1815 - ca. 14.6.1815 Kongressbevollmächtigter Friedrich von Zentner 12.11.1819 - 25.5.1820 Kongressbevollmächtigter Edmund von Stainlein 12.11.1819 - ca. 25.5.1820 Kongressbevollmächtigter August von Gise 22.12.1833 - 23.2.1834 Kongressbevollmächtigter Arnold von Mieg 8.2.(3.3.) 1834 - ca. 12.6. 1834 Kongressbevollmächtigter

Reference number of holding
Gesandtschaft Wien
Extent
2369
Language of the material
ger

Context
Bayerisches Hauptstaatsarchiv (Archivtektonik) >> Beständetektonik des Bayerischen Hauptstaatsarchivs >> 2 Abteilung II: Neuere Bestände >> 2.3 Äußeres >> 2.3.3 Nachgeordneter Bereich >> 2.3.3.2 Gesandtschaften >> 2.3.3.2.22 Gesandtschaft Wien >> Gesandtschaft Wien
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Provenance
Gesandtschaft Wien 1
Date of creation of holding
1690-1919

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  • Akten

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  • 1690-1919

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