Im Jahr 1938 meldet der Ungar László Bíró seine Erfindung an:

Es ist ein besonderer Stift.

Wir kennen ihn heute alle als Kugel-Schreiber.

Im Jahr 1938 werden auch die Nylon-Strümpfe erfunden.

Die Firma DuPont stellt zur Probe 4.000 Paar Nylon-Strümpfe her.

In kurzer Zeit sind alle Nylon-Strümpfe ausverkauft.

Im Jahr 1940 stellt die Firma DuPont Millionen an Nylon-Strümpfen her.

An einem Tag verkauft sie 5 Millionen Paar Strümpfe.

Der Kugel-Schreiber und die Strümpfe führen zu einer weiteren Erfindung:

dem Deodorant.

Nylon: eine Kunst-Faser

Die Firma DuPont stellt zunächst Spreng-Stoff her.

Den Streng-Stoff liefert sie an das US-amerikanische Militär.

Ab dem Jahr 1920 beschäftigt sich DuPont mit Werk-Stoffen.

Werk-Stoffe sind künstlich hergestellte Stoffe.

Immer mehr Unternehmen fangen damals an, Stoffe künstlich herzustellen.

Denn natürliche Materialien wie Wolle oder Seide sind knapp und teuer.

Im Jahr 1935 stellt der US-amerikanische Chemiker Wallace Hume Carothers die weltweit erste Kunst-Faser her.

Sie besteht aus Kohlen-Stoff, Wasser-Stoff und Sauer-Stoff.

Man nennt die Kunst-Faser Polyamid 6.6.

Zuerst stellt man aus Polyamid 6.6 Borsten für Zahn-Bürsten her.

Danach Strümpfe.

Die Firma DuPont nennt die Kunst-Faser Polyamid 6.6 dann Nylon.

Das sind die Vorteile von Nylon:

  • Nylon ist leichter als Seide.
  • Nylon ist feiner als Wolle.
  • Nylon reißt nicht.
  • Nylon ist hitze-beständig.
  • Nylon verknittert nicht.
  • Nylon ist elastisch.
  • Nylon kann nicht brennen.

Vor allem die letzte Eigenschaft ist wichtig.

Denn andere Materialien können leicht brennen.

Zum Beispiel die so genannte Schwieger-Mutter-Seide.

Der Engländer Joseph Wilson Swan hat diese erste Kunst-Seide erfunden.

Sie wird aus Cellulose gemacht.

Ab dem Jahr 1890 wird die Schwieger-Mutter-Seide in Fabriken hergestellt.

Aber was hat die Schwieger-Mutter mit der Kunst-Seide zu tun?

Der böse Gedanke dahinter:

Man schenkt der ungeliebten Schwieger-Mutter die Kunst-Seide.

Die Kunst-Seide fängt leicht Feuer.

Und so kann man die Schwieger-Mutter schnell loswerden.

Es ist nicht bekannt, ob solche Pläne in die Tat umgesetzt wurden.

Zurück zum Nylon.

Der Erfolg der Nylon-Strümpfe ist groß.

An einem Tag im Mai 1940 verkauft DuPont 5 Millionen Paar Strümpfe.

DuPont sucht daraufhin Verkäufer.

In der New Yorker Zeitung Aufbau: an American weekly schreibt DuPont:

Unsere Organisation ist bereit, noch einige Herren zum Verkauf von DuPonts Strümpfen einzustellen.

Es gibt Prozente im Voraus plus Bonus.

Erfahrung unnötig.

Im Dezember 1941 treten die USA in den 2. Welt-Krieg ein.

Ab dann werden aus Nylon keine Strümpfe mehr hergestellt.

Nylon darf nur noch für die Herstellung von Kriegs-Material verwendet werden.

Denn Japan liefert während dem Krieg keine Seide mehr an die USA.

Folgendes wird jetzt aus Nylon hergestellt:

  • Fall-Schirme
  • Zelte
  • Seile

Im Jahr 1945 wird der 2. Welt-Krieg beendet.

DuPont sagt, dass wieder Nylon-Strümpfe hergestellt werden.

Die Zeitungen schreiben:

Es ist Friede!

Nylon wird wieder verkauft!

DuPont ist mit seinen Strümpfen wieder sehr erfolgreich.

Alle wollen Nylon-Strümpfe kaufen.

Aber DuPont kann nicht genügend Strümpfe herstellen.

Die Nachfrage ist zu groß.

Und so bildet sich im September 1945 eine lange Menschen-Schlange in Pittsburgh:

40.000 Personen stehen für 13.000 Paar Strümpfe an.

Eine Pittsburgher Zeitung berichtet, dass sich die Wartenden gegenseitig angegriffen haben.

Bis Januar 1946 kommt es immer wieder zu so genannten Strumpf-Unruhen.

Dann kann DuPont endlich genügend Strümpfe für alle herstellen. 

Perlon – das Nylon aus Deutschland

In Deutschland sind seit den 1930er Jahren die National-Sozialisten an der Macht.

Sie hatten mitbekommen, dass in den USA die Nylon-Strümpfe erfunden wurden.

In einer Zeitung der National-Sozialisten steht im August 1939:

Die Nylon-Faser soll besser als alle bisher geschaffenen Fasern sein.

Und besser als Natur-Seide.

Die Erfindung kommt aus Amerika.

Deutschland will die Rechte am Nylon kaufen.

Am Ende kauft Deutschland die Rechte am Nylon nicht.

Denn der deutsche Chemiker Paul Schlack stellt ähnliche Strümpfe her:

Das Material bekommt den Namen Perlon.

Das ist die Geschichte von Perlon:

Der Chemiker Schlack arbeitet bei einer Berliner Firma.

Diese Firma gehört zum Chemie-Unternehmen I.G. Farben.

Im Jahr 1937 verbringt Schlack seinen Urlaub am Tegeler See.

Er liest Texte über Nylon.

Denn die Amerikaner haben Nylon als Erfindung angemeldet.

Und darüber gibt es Texte.

Schlack weiß, dass er Nylon nicht einfach nachmachen darf.

Deshalb will er eine ähnliche Faser entwickeln.

Im Januar 1938 schafft es Paul Schlack.

Er entwickelt ein Material mit gleichen Eigenschaften wie das Nylon.

Aber die Zusammensetzung vom Material ist unterschiedlich.

Neben dem Nylon gibt es jetzt Polyamid 6, auch Perlon genannt.

Die Amerikaner wollen die Rechte an Perlon kaufen.

DuPont bietet der I.G. Farben Geld an.

Aber die I.G. Farben lehnt ab.

Von nun an gibt es 2 Kunst-Faser-Firmen: DuPont und die I.G. Farben.

Aber sie arbeiten zusammen:

  • Sie teilen die Geheimnisse, wie man Fasern herstellt.
  • Sie teilen sich den Markt auf.
  • Sie teilen sich die Gewinne auf.

Aber zunächst darf die I.G. Farben keine Strümpfe herstellen.

Denn Perlon gilt als wichtig für den Krieg.

Die I.G. Farben stellt Kriegs-Material her:

  • Fall-Schirme
  • Seile
  • Schläuche für Flugzeug-Reifen
  • Borsten für die Reinigung von Waffen

Die I.G. Farben wird nach dem Ende des 2. Welt-Kriegs aufgelöst.

Denn die I.G. Farben hatte Menschen zu Zwangs-Arbeit verpflichtet.

Und außerdem hatte die Firma Gift-Gas während dem Krieg hergestellt.

Nach dem Ende vom 2. Welt-Krieg wird Deutschland aufgeteilt.

Es gibt dann West-Deutschland und Ost-Deutschland.

Viele Kunst-Faser-Fabriken sind in Ost-Deutschland.

Sie stellen kein Perlon für den Westen her.

Denn das Verhältnis zwischen West-Deutschland und Ost-Deutschland ist schlecht.

Im Jahr 1947 sagt der ost-deutsche Politiker Fritz Selbmann:

Die Frauen im Westen werden so lange barfuß gehen,

bis ihre Männer uns Edel-Stahl und Kohle liefern.

Manche Frauen aus West-Deutschland wollen unbedingt Kunst-Faser-Strümpfe.

Deshalb kaufen sie Nylon-Strümpfe von amerikanischen Soldaten.

Im Jahr 1949 kann Perlon wieder im Westen hergestellt werden.

Die Firmen sind sehr erfolgreich.

Im Jahr 1951 werden 30 Millionen Strümpfe verkauft.

Ein Paar Strümpfe kostet 10 Mark.

Der Politiker Bernhard Bauknecht von der CDU sagt über die Frauen:

Sie geben ihr Geld für Nagel-Lack, Lippen-Stifte und Nylon-Strümpfe aus.

Denn sie wollen einen Mann bekommen.

Und so bleibt wenig Geld übrig, um Fleisch zu kaufen.

Deshalb kaufen die Deutschen zu wenig Fleisch.

Wir wissen nicht, ob diese Meinung von Bauknecht richtig ist.

Dederon – Kunst-Faser aus Ost-Deutschland

Auch in Ost-Deutschland werden Kunst-Faser-Strümpfe hergestellt.

Die Kunst-Faser bekommt den Namen Dederon.

In West-Deutschland ist Perlon ein geschützter Name.

Andere Firmen dürfen ihre Strümpfe nicht Perlon nennen.

Und so nennen die Ost-Deutschen ihre Strümpfe Dederon.

Das Wort Dederon kommt vom Wort DDR.

Und hat die zusätzlichen Buchstaben on.

Denn Ost-Deutschland heißt ab 1949 DDR.

DDR ist die Abkürzung für Deutsche Demokratische Republik.

So beschreibt die Firma ihre Kunst-Faser Dederon:

Fällt gut, knittert nicht, trocknet schnell und ist vielseitig einsetzbar.

Aus Dederon werden verschiedene Sachen hergestellt:

  • Hemden
  • Blusen
  • Kleider
  • Schürzen
  • Beutel
  • Strumpf-Hosen


Ab den 1960er Jahren ist Dederon sehr erfolgreich.

Zum Beispiel gibt es die geblümte Schürze aus Dederon.

Millionen Ost-Deutsche haben sie getragen.

Im Jahr 1963 lässt die DDR sogar Brief-Marken mit Bildern einer Dederon-Fabrik drucken.

Auf den Brief-Marken steht:

Chemie für Frieden und Sozialismus

Die Erfindung des Deodorants

Es gibt in diesen Jahren vieles, was Deutschland teilt.

Denn es gibt West-Deutschland und Ost-Deutschland.

Aber es gibt auch Gemeinsamkeiten:

Frauen in West und Ost tragen Strümpfe aus Kunst-Fasern.

Sie tragen Nylon, Perlon oder Dederon.

Und es gibt noch eine Gemeinsamkeit:

Die Deutschen beginnen zu stinken.

Warum?

Kunst-Fasern sind zwar leicht zu waschen.

Aber beim Tragen gibt es Nachteile.

Es kommt keine Luft an die Haut.

Und so fängt man schnell an zu schwitzen.

Und zu stinken.

Deshalb werden immer mehr Deodorants verkauft.

Die Amerikanerin Helen Barnett Diserens ist die Erfinderin der Deos.

Sie arbeitet für die Firma Mum.

Ende der 1940er Jahre schaut sie sich an, wie Kugel-Schreiber funktionieren.

So ähnlich sollen Deos sein.

Und so erfindet sie das Roll-On-Deo.

Auch heute gibt es noch das Deo und den Kugel-Schreiber.

Aber Kunst-Fasern nutzt man bald nicht mehr für die Herstellung von Kleidung.

Bis auf eine Ausnahme: die Nylon-Strumpf-Hose.

Seit den 1960er Jahren gibt es die Nylon-Strumpf-Hose.

Frauen tragen sie anstellen von Nylon-Strümpfen.

Denn in den 1960er Jahren entsteht eine neue Mode: der Mini-Rock.

Aber das ist eine andere Geschichte.