Das Rad ins Rollen bringen: Die Draisine
5. April 1815: Auf der indonesischen Insel Sumbawa bricht der Vulkan Tambora aus. Es ist kein gewöhnlicher Vulkanausbruch, der Berg explodiert förmlich, zerstört fast die gesamte Insel und tötet dabei zwischen 90.000 und 117.000 Menschen. Damit aber nicht genug: Der massive Ausstoß von Schwefeldioxid verändert die Atmosphäre und beeinflusst das Wetter weltweit. In Europa bewundern die Menschen zunächst prachtvolle Sonnenuntergänge, 1816 wird aber ein Jahr ohne Sommer mit ungewöhnlich kalten Temperaturen; mancherorts scheint die Sonne erst gar nicht aufzugehen. Das schlechte Wetter führt weltweit zu Missernten und Hungersnöten. Die Lebensmittelknappheit bedeutet auch, dass es nicht genug Futter für Nutztiere gibt. Pferde müssen vielerorts geschlachtet werden oder verhungern.
In Mannheim sucht Karl Friedrich Freiherr von Drais nach einem Ersatz für die Arbeitskraft von Pferden und entwickelt die Laufmaschine, auch Draisine genannt, die heute als Vorläufer des Fahrrads gilt. 1817 präsentiert er sie zum ersten Mal der Öffentlichkeit. Allerdings handelt es sich hier nicht um eine lineare Entwicklung; viele technische Neuerungen werden unabhängig voneinander oder mehrmals erfunden, bevor sie in die Fahrradtechnik Eingang finden. So gibt es schon vor der Draisine Laufräder, allerdings ohne Lenkung und mit wenig Erfolg; Drais‘ Laufrad verbreitet sich in Deutschland und Europa. Trotzdem dauert es noch knapp 50 Jahre, bevor es mit der Entwicklung des Fahrrads weitergeht.