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In einer Zeit digitaler Beamer muten per Hand betriebene Bildwerfer, auch Diaprojektoren genannt, wie Relikte aus ferner Vergangenheit an. Und doch standen sie vor einigen Jahrzehnten fast in jedem DDR-Haushalt. Zwar gab es vereinzelt auch Schmalfilm-Projektoren für Heimfilme oder ab Ende der 1980er-Jahre Videorekorder, doch letztere waren Importware in kleinen Stückzahlen und kosteten viel Geld.
Die Bildwerfer füllten diese Lücke, allen voran die Pouva „Magica“ (später: Jugendbildwerfer „Magica“) aus dem Volkseigenen Betrieb (VEB) Edelstahlwerk 8. Mai 1945 im sächsischen Freital. Ihr Name ging auf den Ingenieur Karl Pouva (1903–1989) und die Laterna Magica (dt.: Zauberlaterne) zurück. Pouva brachte den schwarzen, einfach zu bedienenden Kleinprojektor Anfang der 1950er Jahre heraus. Ab 1958 kostete er 22,10 DDR-Mark und wurde bis 1989/90 produziert.
Wie der Bildwerfer Pouva „Magica“ funktionierte
Die Pouva „Magica“ war neben Dias für kleine Rollfilme konzipiert. Diese sehen wie 35-Millimeter-Fotofilme für analoge Kleinbildkameras aus und wurden in den Bildwerfer eingelegt. Dann löschte man das Zimmerlicht oder dunkelte den Raum ab, stellte die Linse scharf und drehte den Film per Hand mittels zwei Spulen weiter. Ein großes weißes Blatt Papier, eine helle Zimmerwand oder eine mit Bettlaken abgehängte Tür wurden zur Leinwand. Kinder wie Erwachsene erlebten so Bild für Bild eine „Kinovorführung“ in den eigenen vier Wänden.
Die Dia-Rollfilme – erst in Schwarzweiß, später in Farbe – stellten in der DDR verschiedene Firmen her, zum Beispiel Imago Strahlbild, Ascop oder Drei-Ring-Bildschau. Massenorganisationen, wie die Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft (DSF), gaben ebenso Bildbänder heraus. Verpackt waren diese und andere in Kunststoff- und Plastikdosen oder Pappschächtelchen, auf denen oft ein Bild aus dem Dia-Rollfilm abgedruckt war, und die es im Foto-Fachhandel zu kaufen gab.
Gezeigt wurden neben Fotostrecken über Städte, Landschaften, Kultur- und Gedenkstätten sowie Sportereignisse auch Tier- und Abenteuergeschichten, aber vor allem Märchen in gezeichneten Bildserien. Diese gingen auf die Brüder Grimm, Hans Christian Andersen oder Wilhelm Hauff, aber auch auf Tausendundeine Nacht und osteuropäische Länder zurück. Der Text war als Blocksatz unter oder im Flattersatz in die Bilder gesetzt, lag als Handzettel bei oder war auf Schallplatte oder Tonband gesprochen.