Auf Kulturtrip mit der Deutschen Digitalen Bibliothek – Berühmte Museumsbauten und ihre Geschichten

16.03.2022 Lena Hennewig (wissenschaftliche Mitarbeiterin)

Leonardo da Vincis „Mona Lisa“, Sandro Botticellis „Die Geburt der Venus“ oder Pablo Picassos „Guernica“ haben vieles gemein: Sie sind berühmte Kunstwerke noch berühmterer Künstler, kunsthistorisch bedeutend und wahrscheinlich unbezahlbar. Außerdem befinden sie sich allesamt in Museen, die genauso bekannt sind wie die Werke selbst: in Museen, deren Geschichten ebenso spannend sind wie die der Werke, die sie ausstellen.

Wussten Sie, dass im Pariser Musée d’Orsay bis 1939 rauchende Dampflokomotiven ein- und ausfuhren? Und dass in den Uffizien in Florenz einst die wichtigsten Ämter und Ministerien der Stadt untergebracht waren? Lassen Sie uns einen digitalen Ausflug zu einigen berühmten Museumsarchitekturen dieser Welt unternehmen und Interessantes über Kunsttempel erfahren, die schon König*innen beherbergten und Städte vor dem Ruin bewahrten!

Der Louvre in Paris – von der Burg zum Kunsttempel

Der Pariser Louvre gehört ohne Zweifel zu den berühmtesten Museen der Welt. Darüber hinaus erreicht er regelmäßig Höchstwerte in seinen Besucherzahlen: Rund 9,6 Millionen Besucher*innen machten den Louvre im Jahr 2019 zum meistbesuchten Museum der Welt. Zum Vergleich: Die zweithöchsten Besuchszahlen hatten die Vatikanischen Museen mit knapp 7 Millionen Gästen.

Ursprünglich wurde der Louvre um das Jahr 1200 als Trutzburg geplant und gebaut. Er sollte das rechte Seine-Ufer beschützen. Im 14. Jahrhundert wurde die Burg zu einer dauerhaft bewohnbaren königlichen Residenz umgebaut und ab dem 16. Jahrhundert war der Palast dann Hauptwohnsitz des französischen Königs. Erst der Sonnenkönig Ludwig XIV verlegte den Königssitz nach Versailles – heute ebenfalls als Museum genutzt.

Kurz nach Beginn der Französischen Revolution beschloss die noch junge Französische Nationalversammlung 1791, den zunehmend verfallenden Louvre als Sammlungsort für bedeutende künstlerische und wissenschaftliche Werke zu nutzen. Zwei Jahre später öffnete das Musée du Louvre dann seine Pforten für die Öffentlichkeit und zeigte Teile verschiedener royaler und adeliger Kunststammlungen, die die Französische Revolution überstanden hatten.

In den 1980er Jahren wurde die Fläche des Musée du Louvre auf Initiative des französischen Staatspräsidenten François Mitterrand vergrößert, wodurch es zum weltweit größten Museum wurde. Im Zuge dieser „Grand Louvre“ (frz. für „Großer Louvre“) genannten Maßnahme wurde auch die gläserne Pyramide durch den Architekten Ieoh Ming Pei als Eingangsbereich des Museums erbaut, die zwar bis heute umstritten, aber inzwischen dennoch ein Wahrzeichen und berühmtes Fotomotiv der französischen Hauptstadt ist.

Wo früher Züge fuhren – das Musée d’Orsay in Paris und der Hamburger Bahnhof in Berlin

Schräg gegenüber des Louvre, auf der anderen Seite der Seine, steht ebenfalls ein weltberühmtes Museum: das Musée d’Orsay.

Das heutige Museumsgebäude wurde im Jahr 1900 anlässlich der Pariser Weltausstellung als Bahnhof „Gare d’Orsay“ gebaut. Seit 1977 fungiert das Bahnhofsgebäude als Museum und beherbergt Kunstwerke der Jahre 1848 bis 1914, darunter so bedeutende Werke wie Édouard Manets „Olympia“, Claude Monets „Kathedrale von Rouen“ oder ein Selbstporträt Vincent van Goghs.

Die auf den ersten Blick nicht sehr naheliegende Umwidmung eines Bahnhofs in ein (Kunst-)Museum scheint sich bewährt zu haben, denn auch in Berlin gibt es ein berühmtes Museum, das einst als Bahnhof geplant und genutzt wurde: Der Hamburger Bahnhof ist heute ein bedeutendes Museum für Gegenwartskunst. In den Jahren 1846 bis 1886 fungierte das Gebäude als Bahnhof der neu angelegten Eisenbahnstrecke Hamburg – Berlin. Hieraus resultiert auch der bis heute bestehende Name.

Bereits im Jahr 1904 erfolgte die Umwidmung des Bahnhofs zunächst in ein Museum für Verkehr und Bau, seit 1996 fungiert er nun als Kunstmuseum. Der Hamburger Bahnhof stellt Kunstwerke aus, die nach 1945 entstanden sind. Hierzu gehören die Bestände des Joseph Beuys Medien-Archivs, sammlungseigene Kunstwerke von Andy Warhol, Roy Lichtenstein, Anselm Kiefer und vielen weiteren bedeutenden Künstler*innen. Darüber hinaus zeigt der Hamburger Bahnhof Sonderausstellungen international renommierter postmoderner und zeitgenössischer Künstler*innen.

Ein Bürogebäude voller Kunst – die Uffizien in Florenz

Aber nicht nur Bahnhöfe eignen sich für kulturelle Zweckentfremdung: Als die Medici im 16. Jahrhundert die „Uffizien“ in Auftrag gaben, hätten sie wohl niemals vermutet, dass sie gerade eines der sehenswertesten Museumsgebäude der Welt erschufen.

Cosimo I. de’ Medici, Großherzog der Toskana, verwirklichte ab 1560 seinen Plan, seine wichtigsten Ministerien und Ämter in einem einzigen Gebäude zu vereinen. Von dieser ursprünglichen Nutzung leitet sich auch der Name des Gebäudes ab, der bis heute geblieben ist: „Uffici“ bedeutet aus dem Italienischen übersetzt nichts Anderes als Amtsstube oder – moderner ausgedrückt – Büro.

Bereits ab 1570 beherbergten die Uffizien die Kunstsammlung von Francesco de’ Medici, die durch die Sammelleidenschaft der Medici-Familie, Geschenke, Mitgiften und Erbschaften stetig wuchs. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts gehört die Sammlung der Stadt Florenz und ist öffentlich zugänglich – ein Angebot, das zu Recht jährlich bis zu 2,5 Millionen Besucher*innen annehmen, finden sich hier doch so bedeutende Kunstwerke wie Sandro Botticellis „Geburt der Venus“, „Judith und Holofernes“ von Artemisia Gentileschi oder Tizians „Venus von Urbino“. 

Ein Museum als Motor der Stadtentwicklung – das Guggenheim-Museum in Bilbao

Als die Uffizien erbaut wurden, musste ihnen ein ganzes Stadtviertel weichen: (Wohn-)Häuser wurden abgerissen oder in den neuen Bürokomplex integriert, sogar eine Kirche fiel den Bauplanungen der Medici zum Opfer. Aber auch ohne den Abriss von Gebäuden kann ein Museum einen nachhaltigen Effekt auf eine Stadt haben – wie beispielsweise in der nordspanischen Stadt Bilbao.

Im Jahr 1997 wurde das Guggenheim-Museum Bilbao nach vier Jahren Planungs- und Bauzeit eröffnet. Zur Zeit der Erbauung des Museums war Bilbao nicht mehr als eine ehemalige Industriestadt mit verfallenen Industriebauten und einer am Boden liegenden Wirtschaft, berüchtigt vor allem als Hochburg der terroristischen Separatistenorganisation ETA.

Seit der Eröffnung des Museumsbaus von Frank O. Gehry änderte sich das Gesicht der Stadt: Die enorme Präsenz des neuen Museums, aber auch seine beeindruckende Sammlung mit Werken von Mark Rothko, Anselm Kiefer, Louise Bourgeois oder Jenny Holzer, zieht durchschnittlich 1 Million Besucher*innen jährlich an, die einen nie erwarteten wirtschaftlichen Aufschwung über die 300.000 Einwohner*innen zählende Stadt brachten. Dem Gehry-Bau folgten weitere architektonische Aufwertungen der Stadt und eine Ausweitung des touristischen Angebots. Dieser „Bilbao-Effekt“ wurde seither auch in anderen Städten und Ländern beobachtet und zeigt, dass Kunst nicht nur Gebäude zu verändern vermag, sondern ganze Städte und Regionen.


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