Ab nach New York! Eine Geschichte der Auswanderung im 19. Jahr-Hundert

11.11.2024 Text in Leichter Sprache

Die Levi’s-Jeans

Bestimmt kennen Sie die Levi’s-Jeans.

Aber haben Sie auch schon mal den Namen Levi Strauss gehört?

Levi Strauss ist der Erfinder der Levi’s-Jeans.

Und so kommt es dazu:

Strauss wird in Deutschland geboren.

Im Jahr 1873 wandert er zusammen mit Mutter und Geschwistern in die USA aus.

Da ist Strauss 24 Jahre alt.

Im Jahr 1873 meldet er in San Francisco seine Erfindung an:

Die bis heute bekannte Jeans.

Diese erste Hose hat den Namen Levi’s Brown Duck Trousers.
 

Auch in der Gegenwart sprechen wir oft über Migration.

Migration bedeutet Einwanderung oder Auswanderung.

Heutzutage ist es so:

Viele Menschen kommen nach Deutschland.

Wenige Menschen gehen aus Deutschland weg.

Das war früher anders.

Im 19. Jahr-Hundert wandern viele Millionen Menschen aus dem heutigen Deutschland aus.

Schon ab dem Jahr 1500 gibt es Menschen, die aus Europa auswandern.

Das passiert gleichzeitig zum europäischen Kolonialismus.

Kolonialismus bedeutet:

Europäische Länder besetzen andere Länder.

Zum Beispiel Länder in Afrika.

Sie nutzen die Bevölkerung aus.

Und sie nehmen die Rohstoffe.

Im 18. Jahr-Hundert wandern fast 500.000 Menschen aus dem deutsch-sprachigen Raum aus.

Vor allem gehen Menschen aus Süd-Deutschland nach Ost-Europa.

Ab den 1830er Jahren wandern viele Menschen aus ländlichen Gebieten in die USA aus.

In den Jahren 1820 bis 1920 wandern etwa 60 Millionen Menschen aus Europa aus.

2 von 3 Auswanderern gehen in die USA.

Nur wenige Auswanderer gehen nach Süd-Amerika, Australien oder Neuseeland.

Was sind die Gründe für die Auswanderung?

  1. Viele Menschen verdienen in der Heimat zu wenig Geld.

    Die Auswanderer hoffen, woanders mehr zu verdienen.

    Auch Levi Strauss wandert aus Geld-Gründen aus.

    Levi Strauss heißt eigentlich Löb Strauss.

    Seine Familie ist jüdisch.

    Deshalb hat es die Familie in Bayern schwer.

    Nach dem Tod vom Vater hat die Familie noch weniger Geld.

    Und so entscheiden sich Mutter und Kinder fürs Auswandern.

  2. Manche Menschen wandern aus politischen oder religiösen Gründen aus.

    Vor allem in den Jahren 1848 und 1849.

    Damals finden Aufstände statt.

    Ab dem Jahr 1878 gibt es die sogenannten Sozialisten-Gesetze.

    In den Sozialisten-Gesetzen steht:

    Es ist verboten, sozial-demokratisch oder sozialistisch zu sein.

    Sozial-demokratisch oder sozialistisch ist eine politische Haltung.
     

  3. Die Bevölkerung wächst stark an.

    Zwischen den Jahren 1800 und 1850 wächst die Bevölkerung im späteren Deutschen Reich sehr stark an.

    Im Jahr 1800 leben hier 23 Millionen Menschen

    Im Jahr 1850 leben hier 35 Millionen Menschen.

Viele Menschen entscheiden sich aus diesen Gründen für Auswanderung.

Aber für die Auswanderer gibt es auch viele Herausforderungen.

Heute ist es eher schwierig, in ein Land einzureisen.

Damals ist es schwierig, seine Heimat zu verlassen.

Man braucht eine Erlaubnis für die Ausreise.

Manche Männer bekommen vielleicht keine Erlaubnis,

weil sie zum Militär müssen.

Außerdem prüfen die Ämter, dass die Auswanderer keine Schulden haben.

Nur manchmal sind die zuständigen Beamten froh,

wenn jemand auswandern will.

Zum Beispiel bei Personen, die arm sind.

Oder bei Personen, die kritische politische Meinungen haben.

Für arme Menschen ist eine Rückkehr meistens verboten.

Die Auswanderer sind lange Zeit männlich.

Aber es gibt immer mehr Frauen, die auswandern.

Zum Beispiel Dorothea Schäfer.

In den Jahren 1880 bis 1920 sind fast die Hälfte der Einreisenden in die USA Frauen.

Manche Frauen reisen mit ihrer Familie oder mit ihrem Ehe-Mann.

Aber es gibt auch alleinstehende Frauen.

Sie hoffen auf bessere Möglichkeiten in der Ferne.

Und auf mehr Unabhängigkeit.

Es ist nicht leicht, auszuwandern.

Man braucht:

  • Wissen
  • die Fähigkeit, alles zu organisieren
  • Geld

Eine Reise nach New York kostet in den 1850er Jahren etwa 34 Thaler.

Ein einfacher Arbeiter auf dem Land hat nur 24 Thaler im Jahr verdient.

Wer auswandern will, muss es sich leisten können.

Viele Auswanderer haben die Hälfte von ihrem Jahres-Gehalt für die Reise ausgegeben.

Es gibt 2 wichtige Fortschritte für die Auswanderer:

  • die Post
  • die Dampf-Schiffe

Wer schon im Ausland ist, kann per Post Briefe schreiben.

Man kann über die Auswanderung und Lage im Ausland berichten.

Oft wandern ganze Familien und Gruppen zusammen aus.

Für die Auswanderer gibt es sogenannte Auswanderer-Karten.

Auf den Karten sind die Wege der Schiffe eingezeichnet.

Der Weg führt von Europa über den Atlantik nach Amerika.

Das Dampf-Schiff

Viele Jahr-Hunderte lang hat man das Meer mit dem Segel-Schiff überquert.

Eine Reise hat ungefähr 44 Tage gedauert.

Dann wird das Dampf-Schiff erfunden.

Eine Reise dauert nur noch 14 Tage.

Die Dampf-Schiffe fahren bald regelmäßig.

Und so gibt es immer mehr Menschen, die das Schiff nach Amerika nehmen.

Besonders zwischen den Jahren 1870 und 1890 wandern viele Menschen aus.

In 20 Jahren fahren 4 Mal mehr Schiffe.

Immer weniger Auswanderer nehmen das Segel-Schiff.

Im Jahr 1897 sind nur noch 2 Schiffe von Hamburg aus losgesegelt.

Zu den Schiffen haben wir eine Bilder-Galerie für Sie zusammengestellt:
 

Von Ost-Europa nach New York

Ab den 1880er Jahren wandern immer mehr Menschen aus Ost-Europa aus.

Aus Ost-Europa reisen sie zuerst nach Hamburg, Bremerhaven oder in die Niederlande.

Damals herrscht in Ost-Europa der russische Zar.

Der Zar war so etwas wie ein Kaiser.

Die Bevölkerung lebt in Armut.

Es gibt keine politische Meinungs-Freiheit.

Außerdem werden Jüdinnen und Juden benachteiligt.

Deshalb kommt es zur Massen-Auswanderung.

Jüdische Auswanderer treffen aber überall auf Herausforderungen.

Sie werden auch auf ihrer Reise oft schlechter behandelt.

Die Jüdinnen und Juden bekommen oft keine Ausreise-Dokumente.

So ist ihre Ausreise eigentlich verboten.

Die Auswanderer reisen von Ost-Europa über das Deutsche Reich zum Hamburger oder Bremer Hafen.

Von dort wollen sie mit dem Schiff nach New York.

Aber auch die Reise durch das Deutsche Reich ist schwierig.

Denn ab dem Jahr 1892 gibt es ein Einreise-Verbot für Auswanderer aus Russland und Österreich-Ungarn. 

Warnungen vor der Auswanderung

Im Jahr 1892 bricht in Hamburg die Cholera aus.

Die Cholera ist eine ansteckende Krankheit.

Die Krankheit kann tödlich enden.

Die Hamburger machen die russisch-jüdischen Auswanderer für die Cholera verantwortlich.

Die Hamburger sagen:

Die russischen Jüdinnen und Juden sind unsauber und ansteckend.

Wenn die Reisenden in den USA ankommen,

dann werden sie gleich von einem Arzt untersucht.

Kranke Einwanderer werden wieder zurück-geschickt.

Die deutschen Schiffs-Unternehmen müssen die Rück-Reise bezahlen.

So verlieren manche Schiffs-Unternehmen viel Geld.

Deshalb gibt es bald in Hamburg und Bremen Auswanderer-Hallen.

In diesen Hallen werden die Auswanderer untersucht und desinfiziert.

Desinfiziert bedeutet:

Sie werden mit einem bestimmten Mittel besprüht.

So dass Krankheits-Keime absterben.

Die Auswanderer finden dieses Vorgehen unangenehm.

Und so suchen sie neue Wege, um nach Amerika zu kommen.

Zum Beispiel reisen sie über Basel, Freiburg oder Straßburg nach Rotterdam und Antwerpen.

Rotterdam ist eine niederländische Hafen-Stadt.

Antwerpen ist eine Hafen-Stadt in Belgien.

Die Deutschen merken, dass es plötzlich weniger Auswanderer gibt.

Auf dem Schiff

Auf den Dampf-Schiffen sind die Reisenden in Klassen unterteilt.

Es gibt bessere und schlechtere Klassen.

Je besser die Klasse ist, desto gemütlicher und größer ist der Platz.

New York – Ankunft in Ellis Island

Wer in diesen Jahren nach New York reist, kommt in Ellis Island an.

Viele Einwanderer dürfen dann aber nicht weiterreisen.

Denn ab den 1880er Jahren machen die USA strenge Kontrollen.

Einige Einwanderer müssen zuerst in Ellis Island bleiben.

Dann können sie weiterreisen.

Der 1. Welt-Krieg

Im Jahr 1914 beginnt der 1. Welt-Krieg.

Der Krieg dauert 4 Jahre.

Während des Krieges gibt es keine Auswanderungen.

Erst nach dem Krieg wandern wieder viele Menschen aus.

Sie flüchten vor den Folgen vom Krieg.

Die Geschichte der Menschheit ist immer auch eine Geschichte der Bewegung.

Eine Geschichte der Menschen, die woanders ein neues Leben suchen und aufbauen.

Die Bedingungen für Auswanderungen ändern sich ständig.

Damit hängen auch die Möglichkeiten für die Auswanderer zusammen:

  • Kommen sie im Wunsch-Land an?
  • Können sie ein neues Leben aufbauen?
  • Sind sie erfolgreich?

Die Geschichte der Migration bietet hier spannende Einblicke in persönliche Geschichten.

Manchmal haben Auswanderer Erfolg, manchmal scheitern sie.
 

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