Als Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und Sprecher des Vorstands des Kompetenznetzwerks der Deutschen Digitalen Bibliothek, im November 2012 das neue Portal im Alten Museum in Berlin präsentierte, hatte die Deutsche Digitale Bibliothek bereits ihre eigene Geschichte, die wir schon einmal erzählt haben.
10 Jahre Deutsche Digitale Bibliothek
Am 28. November 2012 wurde die erste Betaversion der Deutschen Digitalen Bibliothek präsentiert. Seitdem ist viel passiert und wir möchten dieses Jubiläum zum Anlass nehmen, die wichtigsten Stationen unserer Entwicklung Revue passieren zu lassen.
Doch danach ging die Arbeit erst richtig los und heute zentrale Organisationsbausteine wurden ausgebaut: Die in Berlin bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz angesiedelte Geschäftsstelle mit den Bereichen Finanzen, Recht und Kommunikation und die für Technik, Service und Entwicklung zuständige Projektkoordination an der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt wuchsen ebenso wie die Servicestelle und die deutschlandweit arbeitenden spartenspezifischen Fachstellen, die schnell zu etablierten Kontaktpunkten für potenzielle Datenpartner wurden. Auch technisch ging die Entwicklung mit der 2013 freigeschalteten offenen Programmierschnittstelle (API) voran: Ab sofort konnten Nutzer- und Anwender*innen auf Daten der Deutschen Digitalen Bibliothek zugreifen und in neue Kontexte einbetten.
2014 wurde die erste Vollversion der Deutschen Digitalen Bibliothek mit rund acht Millionen Datensätzen von über 100 Einrichtungen präsentiert. Monika Grütters, damals Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, wies bereits die Richtung, in die sich die Deutsche Digitale Bibliothek in den folgenden Jahren entwickeln sollte: „Es ist mir ein wichtiges Anliegen, dass via Internet nun auch diejenigen angesprochen werden können, die Museen, Bibliotheken, Konzertsäle und andere Kultureinrichtungen eher selten oder gar nicht besuchen. Mit der Deutschen Digitalen Bibliothek gewinnen wir neue Chancen, sie mit unserem kulturellen Erbe in Berührung zu bringen, sie dafür zu interessieren und Schwellenängste abzubauen.“
2014 vollzog die Deutsche Digitale Bibliothek eine weitere vorausweisende Entwicklung: Mit ihrem ersten Subportal erkennt sie die unterschiedlichen Bedürfnisse verschiedener Nutzer*innen an und eröffnet mit dem Archivportal-D einen ersten spartenspezifischen Zugang zu digitalisiertem Archivgut.
Und in diesem Tempo geht es weiter: 2014 startete die Deutsche Digitale Bibliothek einen umfassenden Strategieprozess, um in der Strategie 2020 die Arbeitsschwerpunkte für die Vision einer zentralen Plattform für Kultur und Wissen in Deutschland zu definieren. 2015 ging DDBpro online: ein Portal für Datenpartner der Deutschen Digitalen Bibliothek mit umfangreichen Informationen zu Registrierung, Datenlieferung und Voraussetzungen für die Teilnahme an der Deutschen Digitalen Bibliothek. 2016 erschien unser erster Newsletter – mittlerweile ein wichtiges Informationsmedium für Nutzer*innen ebenso wie für Kultureinrichtungen. Seitdem sind über fünfzig Ausgaben erschienen, die von der Vielfalt der Bestände berichten, spannende oder überraschende Geschichten über Sammlungen und Objekte erzählen, neue Datenpartner vorstellen oder wichtige Themen aus Kultur und Digitalisierung aufgreifen. 2017 begann die Arbeit an Modernisierung der technischen Infrastruktur als deren Ergebnis 2018 eine neue Datenarchitektur auf dem ersten großen Netzwerktreffen DDBforum vorgestellt worden ist.
2019 schließlich wird ein besonderes Jahr in der Geschichte der Deutschen Digitalen Bibliothek bleiben, denn wie überall liegen Hell und Dunkel nah beieinander. Der frühe Tod von Uwe Müller, Geschäftsführer und am Frankfurter Standort für die Bereiche Technik, Entwicklung und Service verantwortlich, traf unser Team schwer. Im gleichen Jahr erreichte das Portal die 30-Millionen-Marke: frei zugängliche Datensätze aus Kultur- und Wissenseinrichtungen aller Sparten und Disziplinen, davon über 10 Millionen Objekte als Digitalisat abrufbar, eine Entwicklung, die auch der verbesserten Performanz des neuen Basis Systems zu verdanken ist. Ebenfalls 2019 wurde unser Service für virtuelle Ausstellungen gelauncht. Kultur- und Wissenseinrichtungen können seitdem eigene virtuellen Ausstellungen kuratieren und veröffentlichen. Ein echter Mehrwert für eine virtuelle kontextfokussierte Themen-, Objekt- und Sammlungspräsentation und ein Erfolg, der sich bei Kultureinrichtungen schnell herumgesprochen hat: über 150 Ausstellungen sind seitdem online gegangen! Und schließlich deutete sich bereits Ende des Jahres ein Wechsel an der Spitze an.
2020 übernahm Dr. Julia Spohr die Führung der Deutschen Digitalen Bibliothek, nachdem Frank Frischmuth als Geschäftsführer Finanzen, Recht, Kommunikation und Marketing die Deutsche Digitale Bibliothek zum Jahresende 2019 verlassen hatte. Einen Monat später war die Führungsspitze mit Gerke Dunkhase wieder vollständig, der seitdem die Leitung der Bereiche Technik, Entwicklung und Service der Deutschen Digitalen Bibliothek innehat, und beide sind sich einig im dem Ziel, das Kulturerbe der Öffentlichkeit vielfältig erlebbar zu machen und die Deutsche Digitale Bibliothek für die Öffentlichkeit weiter auf- und auszubauen.
Während ab 2020 die weltweite Corona-Pandemie das öffentliche Leben vielerorts zum Stillstand brachte, Kultureinrichtungen neue, digitale Wege gehen mussten und Mitarbeiter*innen ins Home-Office gezwungen wurden, arbeitete die Deutsche Digitale Bibliothek an ihrer Neuausrichtung: Mit der Förderbewilligung für ihr Projekt „Nutzerorientierte Neustrukturierung der Deutschen Digitalen Bibliothek“ aus Mitteln des Förderprogrammes NEUSTART KULTUR der Bundesregierung soll das Nutzungserlebnis für alle Nutzer*innen intuitiv und auf unterschiedliche Bedürfnisse abgestimmt gestaltet werden und neue Formate und Medien für eine interaktive Teilhabe und partizipative Kulturvermittlung im Vordergrund stehen. Gleichzeitig wurden mit rund der Hälfte der zur Verfügung gestellten Mittel Digitalisierungsprojekte unterstützt. Die überragende Resonanz der Kultureinrichtungen zeigt, wie richtig diese Entscheidung war und wie groß der Bedarf an Mitteln für die Digitalisierung von Kulturerbe geworden ist.
2021 war aber nicht nur das Jahr der Projektionen, sondern auch der sichtbaren Ergebnisse. Im Herbst wurden gleich zwei Subportale der Deutschen Digitalen Bibliothek gelauncht: Zunächst startete das Deutsche Zeitungsportal als zentraler Zugang zu historischen Zeitungen aus den vergangenen rund drei Jahrhunderten, die überwiegend über Volltexterschließung verfügen: Jetzt kann in Zeitungstexten, Anzeigen, Werbungen und Veröffentlichungen gelesen werden, auf Bilder, Volltexte und Metadaten zugegriffen werden – begeisterte Rückmeldungen der Öffentlichkeit und Medien zeigen das große Interesse an diesem Kulturerbe. Kurz darauf folgte mit „Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten“ das nächste Subportal. Seine Entwicklung geht auf die „3 Wege-Strategie“ von Bund, Ländern und kommunalen Spitzenverbänden zurück und wird derzeit mit ausgewählten Piloteinrichtungen als Prototyp entwickelt. Zukünftig soll das Portal zu einer umfassenden zentralen Veröffentlichungsplattform für Informationen über Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten in deutschen Kultur- und Wissenseinrichtungen ausgebaut werden.
Gleichzeitig haben wir unsere Startseite erneuert und dabei die Objektsuche nicht nur mit zusätzlichen Angeboten zum Suchen, Stöbern und Entdecken erweitert und verbessert, sondern auch einen zweiten Schwerpunkt gesetzt: Unsere redaktionellen Inhalte – Artikel, virtuelle Ausstellungen, Kalenderblätter etc. – bieten einen leichteren Zugang zu den mittlerweile über 44 Millionen Einträgen von über 700 Datenpartnern.
Kultur- und Wissenseinrichtungen, die sich für eine Kooperation mit der Deutschen Digitalen Bibliothek interessieren, können sich seit Herbst 2022 über DDBpro als Portal für Datenpartner im neuen Design freuen. Denn mit dem beständigen Wachstum der Deutschen Digitalen Bibliothek, weiterentwickelten technischen Anforderungen, immer komplexeren Fragen zu Urheberrecht und Lizenzen musste es den gewachsenen Ansprüchen Rechnung tragen. Dank der Förderung im Rahmen von NEUSTART KULTUR der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien war es möglich, DDBpro komplett zu erneuern und nutzer*innenorientierter aufzubereiten.
Im Frühjahr 2023 werden wir nach zehn Jahren stetigen Wachstums und kontinuierlicher Weiterentwicklung das runderneuerte Portal zum digitalen Kulturerbe und damit die Ergebnisse der Förderung im Rahmen des Förderprogrammes NEUSTART KULTUR der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien vorstellen. Wir freuen uns darauf – und danken allen, die in den vergangenen zehn Jahren dazu beigetragen haben, die Deutsche Digitale Bibliothek als Ort der Vermittlung digitalen Kulturerbes an ein breites Publikum weiterzuentwickeln.