D.MzBen Hofesarchiv Meyer zu Bentrup

Bestandsbeschreibung: Der Hof Meyer zu Bentrup befindet sich in Brönninghausen, Gemeinde Heepen, an der ehemaligen Landesgrenze von Preußen und Lippe; heute gehört er zur Stadt Bielefeld. Die bisher älteste Überlieferung vom 16. März 1305 zeigt als Grund- und Leibherrn des Hofes den Grafen von Ravensberg. Nach einem Erbstreit der beiden Brüder Otto und Ludwig und erfolgtem Teilungsvertrag erhielt Ludwig 1226 u.a. Besitzungen im Amte Sparrenberg. Es ist anzunehmen, dass der heutige Hof Meyer zu Bentrup dazu gehörte. Otto III. von Ravensberg, Graf Ludwigs Sohn, schenkte in seinem letzten Lebensjahr, am 16. März 1305 seinen Hof in Bevingtorph dem Kloster St. Johannis in Schildesche als Entschädigung für das Unrecht, das den Stiftsgütern u. -leuten zugefügt worden war. Aus den Jahren 1316, 1318, 1325, 1332, 1339, 1346, 1429, 1436, 1474, 1494, 1549 sind weitere Urkunden vorhanden. Im Ravensberger Urbar von 1556 wird ein "Gerdt meiger Zue Beuentorf" genannt, der Hof gehört nun zur Bauerschaft Broenekissen = Brönninghausen
(Anm. 1).
Die Meyer zu Bentrup sind dem Grafen von Ravensberg mit Weib und Kind leibeigen, abgaben- und dienstverpflichtet. Über die zum Hof gehörenden Flure gibt es 1686 ein ausführliches Kataster (Anm. 2). Das ravensbergische Prästationsregister der Vogtei Heepen von 1721 macht durch die vielen Aufgaben und zu leistenden Dienste deutlich, dass die Bauern bis ins 18. / 19. Jahrhundert nur eingeschränkt Herren auf ihren Äckern waren (Anm. 3).
Der Hof Meyer zu Bentrup ist zu den Sattelmeyerhöfen zu zählen, wovon es allein in Heepen 12 gab (Anm. 4). Im Prästationsregister von 1721 taucht dieser Begriff erstmalig auf. Nach Berichten aus dem 17. Jahrhundert gehörten Sattelmeyer zur Verteidigungsbereitschaft Ravensbergs, die als bewaffnete Reiter verpflichtet wurden. Sie hatten im Kriegsfall einen Mann mit -gesatteltem- Reitpferd und Waffe zu stellen u. waren dafür von allen landesherrlichen Diensten befreit. Ein weiterer Deutungsansatz geht davon aus, dass der Begriff vom sächsischen Wort "sadel" = Sitz herrührt, also aus der Zeit der sächsischen Besiedlung. Sadelhöfe stellten den ältesten Siedlungskern der Dörfer, waren daher Stammsitz- oder Ursiedelhöfe.

Christian Krome, geboren 1803 in Salzuflen, heiratet die Witwe Louise Meyer zu Bentrup und nennt sich fortan Meyer zu Bentrup. Als Sohn eines Kaufmanns kennt er sich in Kreditsachen aus, ist Mitbegründer der Kreissparkasse und der Molkerei Bielefeld; in den Jahren 1848 - 51 ist er preußischer Landtagsabgeordneter in Berlin. Im Jahr 1850 erwirbt er den landwirtschaftlichen Betrieb in der Nachbarschaft, Lübbertshof in Ubbedissen. Die 1. Ehe seiner Frau, Louise Meyer zu Bentrup, bleibt kinderlos. Mit Chr. Krome hat sie 2 Töchter, Juliane, geb. 1823 und Auguste, geb. 1825, die Erbin des Hofes wird und Wilhelm Meyer zu Werl heiratet. Dieser Ehe entstammen 3 Töchter, die älteste, Marie, geb. 1850, erbt den Hof und heiratet Eduard zur Müdehorst.
Die vielfältigen Besitz- u. Pachtverhältnisse auf dem Hof werden verständlich in einem Brief des rührigen Hofinhabers Eduard zur Müdehorst, gen. Meyer zu Bentrup, von 1887. Er bittet den Direktor der Feuerversicherung, ihm bessere Versicherungsbedingungen für seine ca. 29 Gebäude auf der Meyerei Müdehorst in Niederdornberg, der Meyerei Bentrup in Brönninghausen und dem Kolonat Lübbert in Ubbedissen zu bewilligen, - darüber hinaus plant er noch den Neubau eines Wohn- u. eines Viehhauses (Nr. 49h). Nachdem Eduard zur Müdehorsts 1. Ehefrau verstarb, heiratet er in 2. Ehe Philippine Hüggelmeyer. Fünf Jahre später stirbt auch er. Seine Töchter Elisabeth und Paula bekommen gemeinsam einen Vor- und einen Gegenvormund, August Ernsting u. Julius Hüggelmeyer, die sie bis zur Volljährigkeit in allen geschäftlichen Dingen vertreten. Daher rühren die vielen Akten und Briefe aus der Quelle August Ernstings, der die Schriftführung hatte.
Elisabeth heiratet Pastor Friedrich Tölle (Nr. 65l) und erbt Bentrup; Paula erbt Lübbertshof, - kurz bevor sie mit 24 Jahren stirbt, macht sie ihren Verlobten, Pastor Heinrich Neuhoff aus Stieghorst, zu ihrem Universalerben. Nachdem die Rechtmäßigkeit des Testaments in Zweifel gezogen wurde, einigt man sich schließlich darauf, dass Pastor Neuhoff bzw. seine Verwandtschaft - er stirbt schon 2 Jahre nach Paula - eine großzügige Abfindung erhält. Philippine hatte zuvor den Lübbertshof an den damaligen Pächter Baade verkauft, noch vorhandenes Geld stiftet sie, im Gedenken an die verstorbene Tochter Paula, der Ev. Kirchengemeinde in Heepen zum Bau eines Alten- und Siechenheims.

Im März 2010 wurden die Akten des Hofes Meyer zu Bentrup durch Dr. Reinhard Meyer zu Bentrup, dem vorigen Inhaber des Hofes, in Heepen an Dr. Worm übergeben; der Umfang betrug vier Archivkartons. Dazu kamen mehr als 70 Abschriften aus diesen Archivalien (unter Nr. 66), verfasst durch die im Jahre 2003 verstorbene Frau Dr. Marie Elisabeth Bunnemann, geb. Tölle, Schwester des Hofeigentümers Hermann Meyer zu Bentrup. Gemeinsam mit ihr leistete Herr Dr. Reinhard Meyer zu Bentrup einiges an Vorarbeit bezüglich Sichtung u. Vorsortierung der Akten, Erstellung einer Ahnenfolge u.s.w. Dies und ein dickes, gebundenes Buch "Meyer zu Bentrup", enthaltend Kopien der o.g. Urkunden, deren Abschriften u. kenntnissreiche Aufsätze zur Geschichte, zur Herkunft der Namen und Flurnamen, waren eine große Hilfe bei der Erschließung der Archivalien. Leider ist der Verfasser des Buches nicht zu ermitteln.
Die hier vorliegenden Urkunden und Akten beginnen im Juli 1801 und enden im Mai 1937, einige spätere Zeitungsausschnitte kommen hinzu. Eine Eigentümlichkeit der Bentrupschen Akten, die eine genaue Systematik verhindert, ist, dass des öfteren Akten zusammen gebunden wurden, die unterschiedlichen Bereichen angehören, - so tauchen etwa eine Reihe privater Briefe in einer Akte "Schulden und Abgaben" (Nr. 25) auf. Akten wie diese wurden unter dem Hauptbetreff verzeichnet, unter dem "Enthält"-Vermerk sind die Briefe, wie in diesem Fall, oder Akten anderer Bereiche verzeichnet.
Das Hofesarchiv wurde 2011 durch Maria Gerbert im LWL-Archivamt für Westfalen verzeichnet, betreut durch Dr. Peter Worm. Die Archivalien wurden in 5 Archivkartons und Mappen aus säurefreiem Material verpackt. Sie befinden sich auf dem Hof des heutigen Inhabers
Dr. Johann-Christoph Meyer zu Bentrup
Salzufler Str. 149
33719 Bielefeld.
Der Bestand ist zu zitieren: Hofesarchiv Meyer zu Bentrup, Akte...

Münster, im Juli 2011


Maria Gerbert

Anm.:
1) Herberhold, Franz (Hg.). Das Urbar der Grafschaft Ravensberg von 1556. Bd. I Text. Münster 1960
2) Kataster v. 1686 s. Fotokopie in "Meyer zu Bentrup" S. 80ff.
3) Ravensberger Prästationsregister der Vogtei Heepen aus dem Jahr 1721ff. Staatsarchiv Münster
4) Verzeichnis der Sattelmeyer aus dem Jahre 1726. Geheimes Staatsarchiv in Berlin-Dahlem. Zitiert in: "Meyer zu Bentrup", S. 155f

Bibliografie:
"Meyer zu Bentrup" o. Verfasser (Nr. 67); Dr. Reinhard Meyer zu Bentrup erzählt aus seiner Familiengeschichte. Zum Jubiläum 100 Jahre Petristift. Geschichte Lübbertshof u. Petristift. April/ Mai 2007 (Nr. 65l,m)

D.MzBen

Signatur
Westfälische Hofes- und Familienarchive, D.MzBen

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Westfälische Hofes- und Familienarchive (Archivtektonik) >> Bielefeld

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19.03.2020, 09:23 MEZ

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