Bestand
Organisation Todt (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Die Organisation Todt (OT) entstand im Mai 1938, als Adolf Hitler den
durch den Autobahnbau bewährten Fritz Todt mit den Arbeiten für den bis
dahin von der Wehrmacht geleiteten Bau des Westwalls beauftragte. Todt
entwickelte dafür aus dem Zusammenwirken von Bauverwaltungen, privaten
Firmen und bis Kriegsbeginn 1939 auch dem Reichsarbeitsdienst (RAD) eine
effektive Institution. Allerdings war sie nicht das Ergebnis einer
legislativen oder exekutiven Entscheidung, es gab weder einen Befehl noch
ein Gesetz oder eine Verordnung über ihre Aufstellung. Hitler prägte den
Namen Organisation Todt auf dem Reichsparteitag 1938.
Aus kleinsten Anfängen entwickelte sie sich schnell zur
kriegswichtigsten Organisation außerhalb von Wehrmacht und Schutzstaffel
(SS), die sowohl in Deutschland als auch in den von deutschen Truppen
besetzten Gebieten wichtige Bauvorhaben durchführte.
Nach dem Bau des Westwalls bildete sich die OT mit Beginn des
Zweiten Weltkriegs in eine militärisch gegliederte Bauorganisation um.
Nach Ernennung Todts zum Reichsminister für Bewaffnung und Munition im
Jahre 1940 erhielt die OT als zentrale Verwaltungsstelle eine Amtsgruppe
im neuen Ministerium. Die Bauformationen der Wehrmacht wurden in die OT
eingegliedert. Die deutschen Arbeiter der OT trugen olivgrüne Uniformen
und unterstanden einer quasi-militärischen Dienstpflicht.
Nach Kriegsbeginn stützten sich sämtliche Baumaßnahmen
der OT in den von Deutschland besetzten Gebieten sowie im Deutschen Reich
vor allem auf angeworbene freiwillige Hilfskräfte aus den
westeuropäischen Ländern. Ab 1943 mussten auch Zwangsarbeiter und
Kriegsgefangene unter schwersten Bedingungen auf den OT-Baustellen
arbeiten. So verfügte die OT gegen Ende 1944 über rund 1.360.000
Arbeitskräfte, von denen nur etwa 60.000 Deutsche waren.
Eine der ersten Maßnahmen der OT war der Bau der
Hunsrückstraße. Die wohl bekannteste aber war der Bau des Westwalls.
Dieser bildete entlang der deutsch-französischen Grenze ein hundert
Kilometer langes befestigtes Sperrwerk.
Im Herbst
1940 begannen Baumaßnahmen zum Ausbau der U-Bootstützpunkte an der
französischen West- und Südküste sowie zur Errichtung von Großbunkern für
U-Boote. Der festungsartige Ausbau der europäischen Atlantikküste zum
Atlantikwall begann mit Befehls Hitlers vom Dezember 1941.
Die wichtigsten Aufgaben der OT in den besetzten
Gebieten waren neben der Errichtung von Verteidigungsanlagen der Bau von
Verkehrswegen, Fernmeldenetzen, Fabriken, Rohstoffförderungsanlagen,
Brücken und Baracken. Aber auch für die deutsche Kriegswirtschaft
wichtige Arbeiten wie die Sicherstellung, Reparatur und
Wiederinbetriebnahme wirtschaftlicher Einrichtungen und die Nutzung von
Ressourcen in den eroberten Gebieten lagen in den Händen der OT.
Nach dem Tod von Todt im Februar 1942 erfolgte unter
seinem Nachfolger Albert Speer eine Neuorganisation der OT.
Stellvertreter von Speer in der OT wurde Ministerialrat Franz Xaver
Dorsch, der seit Anfang 1941 Leiter der OT-Zentrale in Berlin war.
Bis Mitte 1943 existierte der Name Organisation
lediglich als gewohnheitsmäßige Bezeichnung, da weder eine
Gründungsurkunde noch ein Erlass die Entstehung dokumentierte. Um die
kriegswichtige Bedeutung der OT klarzustellen, bemühte sich Speer um ihre
unmittelbare Unterstellung unter Hitler. Nicht zuletzt wollte Speer damit
auch die Eingriffe von Wehrmacht und Partei unterbinden. Mit Erlass vom
02. Aug. 1943 (RGBl. 1943 I S. 530) erklärte sich Hitler damit
einverstanden, dass die OT ausschließlich dem Führer des Deutschen
Reiches unterstehe und nur diesem verantwortlich sei.
Mit diesem Führererlass erhielt die Organisation Todt die
Zuständigkeit für sämtliche kriegswichtige Bauaufgaben einschließlich der
militärischen Projekte.
Die OT baute ab Anfang
1943 Abschussbasen für die in der Entwicklung befindlichen
Vergeltungswaffen, der Flugbombe V1, der Fernrakete V2 und der
Langrohrkanone V3 in Nordfrankreich.
Bestandsbeschreibung:
Bestandsgeschichte
Unterlagen von der einstmals
riesigen Organisation Todt sind so gut wie kaum überliefert.
Die in West-Berlin nach 1945 sichergestellten
Materialien wurden bereits 1947 der Oberfinanzdirektion Hamburg übergeben
und dort mit anderen OT-Unterlagen vereinigt. Aufgrund einer Anordnung
der britischen Militärregierung führte seit August 1948 die Finanzbehörde
der Freien und Hansestadt Hamburg die Abwicklungsgeschäfte der ehemaligen
OT. 1957 wurden aus Hamburg Unterlagen der Organisation Todt, welches
auch Materialien der Transporteinheiten Speer enthielt, dem Bundesarchiv
-Zentralnachweisstelle in Aachen - übergeben. Weitere Splitterakten
gelangten aus Rom ins Bundesarchiv. Zu erwähnen ist auch das vom Military
Intelligence Research Section (MIRS), London, zusammengestellte "Handbook
of the OT", das eine Übersicht über die Geschichte, Organisation,
Gliederung und Tätigkeit der OT gibt.
.
Inhaltliche Charakterisierung:
Überlieferungsschwerpunkt bilden hier die Unterlagen zu einzelnen
OT-Einsatzgruppe sowie die Materialien zur Abwicklung.
Erschließungszustand: Der Bestand
ist derzeit in Bearbeitung.
Zitierweise: BArch R
50-I/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch R 50-I
- Umfang
-
15584 Aufbewahrungseinheiten
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Wirtschaft, Rüstung, Landwirtschaft
- Bestandslaufzeit
-
1916, 1929, 1938-1946, 1950
- Provenienz
-
Organisation Todt (OT), 1934-1944
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
Bundesarchiv. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Organisation Todt (OT), 1934-1944
Entstanden
- 1916, 1929, 1938-1946, 1950