Kalenderblatt

In Paris entscheidet man sich, manche Dinge ohne Hand und Fuß zu machen, ein Fabeltier erscheint und das Hiroshima des Dreißigjährigen Krieges beginnt.
Letzte Änderung: 22.03.2023, 12:15 MEZ

Ergebnisse für den 20. Mai

  • 1875, Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Freiburg, A 96/1 Landeskommissär Konstanz
    1875: 17 Gründungsstaaten, darunter das junge Deutsche Reich, unterzeichnen in Paris die internationale Meterkonvention. Damit vollendet sich die in der Aufklärung begonnene Abkehr vom Menschen als dem Maß aller Dinge, statt in Fuß und Elle sollen von nun an Längen in Metern gemessen werden. Während der französischen Revolution war der „Meter“ als zehnmillionster Teil eines Viertels des Erdumfangs gesetzlich festgelegt worden, gleichzeitig wurde ein erster Maßstabsprototyp, der sogenannte Urmeter, angefertigt. Sowohl der Bezug auf die, wie wir heute wissen, in ihrer Gestalt veränderliche Erde als auch die Verwendung eines realen Maßstabskörpers, der immer nur mit Ungenauigkeiten reproduziert werden kann, setzten den mit der Vereinheitlichung des Messwesens tatsächlich erzielbaren Verbesserungen enge Grenzen. So wurde erst mit dem dritten Urmeter von 1899 eine befriedigende Genauigkeit erreicht. Trotzdem erschienen gerade den nationalen Landvermessern die durch ein international einheitliches Maßsystem mit einer durchgehenden Dezimalteilung verbundenen Vorteile so erstrebenswert, dass sie 1867 die Einführung eines solchen Maßsystems für Längen und Gewichte sowie die Einrichtung eines zuständigen Standardisierungs-Büros forderten, was zur Unterzeichnung der Meterkonvention und der europaweiten Einführung von Urmeter und Urkilogramm als Grundlagen des Messwesens führte.
  • Gessner, Conrad
    1515: Zum ersten Mal in der Neuzeit erreicht ein Nashorn europäischen Boden. Das Rhinoceros trifft als Geschenk des indischen Staats Goa für den portugiesischen König Emanuel I. in Lissabon ein. Die Nachricht von diesem exotischen Tier breitet sich in ganz Europa aus - bis zu Albrecht Dürer in Nürnberg, der einen berühmten Holzstich anfertigt, ohne das Tier je persönlich gesehen zu haben. Trotzdem prägt Dürers „Rhinocerus“ bis in das 20. Jahrhundert zunächst das wissenschaftliche und in der Folge das öffentliche Nashornbild. Bekannt wurde Dürers Stich nicht in erster Linie durch von ihm selbst vertriebenen Abzüge, sondern vor allem durch den Abdruck in wissenschaftlichen Werken wie Conrad Gessners „Thier-Leben“. In dieser Ausgabe findet sich der Eintrag „Von dem Rhinocer“ auf Seite 304 (Scanseite 318). Ein Blättern durch das Buch lohnt sich, man begegnet so interessanten Kreaturen wie dem Jungfrauaffen (S. 19), dem Einhorn (S. 71), dem Helfant (S. 178) und dem Kamelpard (S. 236).
  • 1631: Magdeburg wird im schlimmsten Massaker des Dreißigjährigen Krieges von den papst- und kaisertreuen Truppen Tillys und Pappenheims zerstört. Die Vernichtung einer ganzen Metropole war ein so unerhörtes und verstörendes Ereignis, dass sich Berichte von der „Magdeburger Hochzeit“, eine Anspielung auf die Jungfrau (Magd) im Magdeburger Stadtwappen, in einer Flut von Flugschriften wie dieser in ganz Europa verbreiteten.