Der Koreakrieg als Bedrohung
1950, nur fünf Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und ein Jahr nach Gründung der beiden deutschen Staaten, fürchteten sich die Bürger*innen in Deutschland vor einem neuen Krieg. In den Nachrichten hörten sie: Die kommunistische Demokratische Volksrepublik Korea (Nordkorea) hatte die Republik von Korea (Südkorea) überfallen.
Der Ausbruch des Koreakriegs war für die Entstehung der Friedensbewegung in der Bundesrepublik entscheidend. Die Menschen in der BRD und in der DDR fühlten sich bedroht, weil sie die Situation in Korea mit der Lage in Deutschland verglichen. Die äußeren Voraussetzungen ähnelten sich tatsächlich. Die Siegermächte hatten das ehemalige Deutsche Reich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges unter sich in Besatzungszonen aufgeteilt. Genau dasselbe hatten sie mit Korea getan. In Deutschland war die Einigkeit der vier Siegermächte verloren gegangen. Die drei Westalliierten Großbritannien, Frankreich und USA auf der einen und die vierte Siegermacht Sowjetunion auf der anderen Seite standen sich feindlich gegenüber. Diese Feindseligkeit der ehemaligen Verbündeten bestand auch in Korea, das von 1910 bis 1945 unter japanischer Herrschaft stand. Japan kapitulierte im August 1945. Die USA und die Sowjetunion teilten die Halbinsel unter sich auf. Man kann den Koreakrieg daher als einen der Stellvertreterkriege des Kalten Kriegs begreifen. Eine Eskalation sowie eine direkte Konfrontation der USA und der Sowjetunion befürchteten auch in beiden deutschen Staaten viele Menschen.
Diese Furcht war im ganzen Land spürbar. Denn die Regierungen beider deutschen Staaten setzten sich für Aufrüstung und Abschreckung ein: Die DDR war an die Weisung Josef Stalins (1878–1953) gebunden, reguläre Streitkräfte aufzustellen: „Volksarmee schaffen – ohne Geschrei. Pazifistische Periode ist vorbei“, fasste Staatspräsident Wilhelm Pieck nach seinen Gesprächen mit Stalin dessen Auftrag an die Regierung der DDR zusammen. Konkret setzte die Staatsführung in Ost-Berlin die Pläne um, indem sie 1952 zunächst eine kasernierte Volkspolizei aufbaute. Aus dieser für die Sicherheit im Innern zuständigen Truppe ging 1956 die Nationale Volksarmee hervor. Damit verfügte die DDR über eine reguläre Armee.