Newsletter September 2023

Rotes Banner mit dem Text Newsletter Deutsche Digitale Bibliothek, September 2023, auf der rechten Seite eine weiße Pusteblume

Liebe Leser*innen,

über 700.000 Fotografien befinden sich aktuell im Bestand der Deutschen Digitalen Bibliothek, die ältesten von ihnen stammen aus der Anfangszeit der Fotografie Mitte des 19. Jahrhunderts. Damals mussten Fotograf*innen noch Hühner mitführen, um ihre Bilder entwickeln zu können (Eiweiß!), die Chemikalien waren hochexplosiv und die Ausrüstung viele Kilo schwer. Waren es damals nur wenige, die unter diesen Bedingungen fotografierten, sind es heute dank Kompaktkameras und Smartphones fast alle: Fotografie zwischen Kunst und Massenmedium. 

Der spannenden Geschichte der Fotografie gehen wir in unserem gleichnamigen Themendossier nach. Wir erzählen von den Anfängen der Reisefotografie, von vergessenen Fotografen und einflussreichen Modefotografinnen, reisen durch Australien und Neuseeland, beschäftigen uns in virtuellen Ausstellungen mit Bildreportern und Jazz-Fotografen. Einen kleinen Auszug aus dem Dossier finden Sie in diesem Newsletter. 

Bleiben Sie neugierig!

Ihre Deutsche Digitale Bibliothek
 

Sepia-Fotografie: Zwei Kamele im Vordergrund mit einem Schwarzen Führer, links daneben ein Fluss mit einem Schiff.
„No.143 Caravane de la Meque au chantier“ (1870-1885), Foto: George & Constantine Zangaki, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (CC0 1.0 Public Domain Dedication)
Von Kaisern, Predigern und Schinkenbrötchen

Eine kurze Geschichte der frühen Reisefotografie

Die Verbreitung des Pauschaltourismus Mitte des 19. Jahrhunderts verhalf der Reisefotografie nicht unmaßgeblich zu ihrer eigenen Erfindung. Und die Religion ihrerseits sollte maßgeblichen Anteil an der Erfindung des Pauschaltourismus haben. Der englische Laienprediger und überzeugte Abstinenzler Thomas Cook (1808-1892) war es nämlich, der im Sinne des Weges zu Gott im Juli 1841 über 500 Menschen den Weg von Leicester nach Loughborough ermöglichte – nüchtern. Diese erste von Thomas Cook organisierte Reise war nicht einmal zwanzig Kilometer weit und ging dennoch als Geburtsstunde der Pauschalreise in die Geschichtsbücher ein. Doch was hat diese neue Art des Reisens mit der Reisefotografie zu tun?

Entdecken
Sepia-Fotografie einer Gruppe von Fischern mit Netzen in Rückenansicht, die in Richtung einer Hallig laufen, die im Hintergrund zu sehen ist.
„Heimkehrende Krabbenfischer (im Wattenmeere)“ aus der Mappe „Aus Schleswig-Holstein“, um 1900, Foto: Wilhelm Dreesen, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (CC0 1.0 Public Domain Dedication)
Wilhelm Dreesen

Der vergessene Fotograf

Er bereist und fotografiert die Welt. Er wird zum Hoffotografen ernannt, zum Bordfotografen der Reederei Hapag und gewinnt Auszeichnungen auf den Pariser und Chicagoer Weltausstellungen. Er veröffentlicht erfolgreiche Fotobände seiner Heimat Schleswig-Holstein. Seine Fotografien verhelfen Norwegen zu seinem Tourismus und er ist Teil der Künstlerkolonie Ekensund. Und: Er wird vergessen. Wilhelm Dreesen stirbt im Dezember 1926 in Flensburg im Alter von 86 Jahren. Sein Fotoatelier wird ausgeräumt, sein Wohnhaus verkauft. Fast 100 Jahre wird es dauern, bis ein Teil seines fotografischen Werks wiedergefunden wird.

Entdecken
Schwarz-weiß Foto einer Frau, die zur Seite sieht, ein Arm auf ein Geländer geleht, ein Arm auf die Hüfte gestützt
Weißer Abendmantel in tunesischem Stil aus Crepe Georgette, 1925-1938, Yva (Fotografin), Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (CC0 1.0 Public Domain Dedication)
Aus den Sammlungen der Deutschen Digitalen Bibliothek

Die Fotografin Yva

Am 26. Januar 1900 wird Yva in der Großbeerenstraße 36, mitten in Berlin-Kreuzberg, als jüngstes von neun Kindern einer jüdischen Familie geboren. Die Mutter ist Modistin und Hutmacherin, der Vater Kaufmann. Nach ihrer Lehre zur Fotografin eröffnet Yva im Alter von nur 25 Jahren ihr eigenes Fotoatelier in Berlin-Tempelhof. Schnell entwickelt sie sich zur avantgardistischen Mode- und Szenefotografin. Zeitweise beschäftigt Yva bis zu zehn Angestellte und bildet Nachwuchsfotograf*innen aus. Einer dieser Lehrlinge ist Helmut Neustädter, der seinen Namen später zu Helmut Newton ändern und mit seinen Fotografien Weltruhm erlangen wird.

Virtuelle Ausstellung
Schwarz-weiß Fotografie der Berliner Messehallen und dem Berliner Funkturm, im Vordergrund Autobahn und Autos
"Messehallen Funkturm. Halensee Strasse", Fotografie: Harry Croner, 1964/65, aus der Sammlung von Stiftung Stadtmuseum Berlin (Rechte vorbehalten - Freier Zugang)
Eine virtuelle Ausstellung des Stadtmuseums Berlin

Foto Croner. Der Bildreporter Harry Croner

Für die Geschichte Berlins war er einer der wichtigsten Foto-Chronisten der Nachkriegsjahre und der geteilten Stadt: der Bildjournalist Harry Croner (1903 – 1992). Mit seiner Kamera dokumentierte er das Leben im geteilten Berlin: den Wiederaufbau und das Entstehen neuer Wahrzeichen, den Alltag, Prominenz aus Kultur und Politik – und besonders das Geschehen auf den Bühnen. Mit dem Fund von Aufnahmen einer Deportation in Paris 1941 hat das Stadtmuseum Berlin die Aufgabe und Chance, sich der Person Harry Croner neu zu nähern.

Entdecken
Farbfoto einer hockenden jungen blondgelockten Frau in schwarzem Kleid und schwarzem Hut, die lächelnd ein junges Känguru an ihrer Hand schnuppern lässt
"Touristin mit jungem Känguru (Reisefotos Australien)" (1938), Foto: Franz Grasser, Deutsche Fotothek (Rechte vorbehalten – Freier Zugang)
Bildergalerie mit Objekten aus der Deutschen Digitalen Bibliothek

Fotografische Reise durch Australien & Neuseeland

Die Fußball-WM der Frauen wurde 2023 in Australien und Neuseeland ausgetragen: Das haben wir zum Anlass genommen, in der Datenbank der Deutschen Digitalen Bibliothek zu stöbern und eine kurze fotografische Reise durch die beiden Länder zusammenzustellen. 

Virtuelle Ausstellung
Schwarz-weiß Portrait von Luis Armstrong, der gerade Trompete spielt
Chargesheimer: Ausschnitt „Ella Fitzgerald und Luis Armstrong“, aus der Mappe: Armstrong. Fitzgerald, Köln, DuMont Schauberg o. J. (1961), Rheinisches Bildarchiv Köln, aus der Sammlung von: Privat/ Rheinisches Bildarchiv Köln
Eine virtuelle Ausstellung des Rheinischen Bildarchivs Köln

CHARGESHEIMER FOTOGRAFIERT JAZZ. KÖLN 1950-1970

In den 1950er Jahren begegnete der Kölner Fotograf Chargesheimer dem Eisdielenbesitzer und Jazz-Enthusiasten Gigi Campi, der Konzerte organisierte und zeitweilig ein eigenes Schallplatten-Label »Mod Records« herausgab. Chargesheimer fotografierte Künstler, Proben und Konzerte und steuerte Vorlagen für Schallplatten-Cover bei. Er selbst veröffentlichte 1961 die Mappe »Armstrong. Fitzgerald«.

Ausblick
Schwarz-weiß Fotografie der Fotografin Frances McLaughlin

Themendossier Fotografie: Zwischen Kunst und Massenmedium

Weitere Artikel, virtuelle Ausstellungen und Bildergalerien finden Sie im Dossier zur Fotografie.